Polit-Songs – und der Sound sagt manchmal mehr als 1000 Worte

Brooklyn, NY; Ghost. (Photograph by Deidre Schoo)
Unter dem Motto „music and politics“ kommen engagierte Musiker aus aller Welt nach Wien.

Was kann, muss, darf politische Musik? Ob sozialkritisch und im Widerstand gegen bestehende Verhältnisse, ob im Kampf gegen Gewalt, Sexismus und Rassismus: Musik ist immer ein Werkzeug zur Wahrnehmung und zum Verständnis der Welt und auch ein Spiegel der Gesellschaft.

Lyrics mit Haltung

Meist sind die Liedtexte Transportmittel für eine bestimmte politische Haltung. Oder die Reaktion von Musikern und Künstlern auf gesellschaftliche Realitäten. Aber für die Gesamtaussage von Musik relevant ist auch ihre visuelle Dimension und Präsentation: Bühnenshow, Mimik und Gestik der Interpreten, die subkulturellen (Dress-)Codes, Videoclips und Filme, Bilder und Graffitikunst (etwa im Hip-Hop).

Kurzum: Bei der Vermittlung politischer Inhalte, Ideologien und Emotionen spielt das ganze multimediale Umfeld der Popkultur eine entscheidende Rolle. Wobei auch politische Musik nicht frei ist von Widersprüchen, Ambivalenzen und Grauzonen.

Die politische Musik hat eine lange Geschichte: Von der Französischen Revolution über die revolutionäre Agit-Prop-Bewegung der 1920er-Jahre, den Bürgerrechts- und Anti-Vietnam-War-Songs der 1960er-Jahre und dem Rap der 1990er-Jahre mit seinem Kampf für soziale Gerechtigkeit bis hin zu aktuellen Queer-Diskursen.

„music and politics“

Höhepunkte der von Wolfgang Schlag seit 2006 kuratierten, spartenübergreifenden Veranstaltungsreihe Into th City sind heuer unter dem Motto „music and politics“ u. a. Rap und zeitgenössische Protestkultur aus Syrien, Queer-Performance aus Malaysien, ein performativer Abend mit dem Revolutionary Folk Ensemble Arkadiy Kots Band und Chto Delat? aus Moskau und das ungarische Kollektiv More Techno To The Parliament. www.intothecity.at

Wie gehen Künstler mit Zensur um? Wie reagieren sie auf die Einschränkung politischer, persönlicher und künstlerischer Freiheit?

Um die politische Dimension in afrikanischer Musik und Kunst – From Black Power to Hip-Hop – geht es in Talk und Nightline. Um Kunst und Zensur in Ungarn. um neue Formen des Protestliedes in Russland. Rechts-Rock in Deutschland. Kreativer Widerstand in Syrien. Aktuelle Musik und Aktivismus im Libanon ...
„If I can’t dance (it’s not my revolution)“: Unter diesem Titel inszenieren matthaei & konsorten mit dem bildenden Künstler Christian Bretter Settings im und in einer Installation vor dem Wien Museum. Das wird für vier Wochen zur Plattform für aktuelle Musik, musikpolitische Themen und zeitgenössische Formen der Protestkultur aus der ganzen Welt.

Eröffnet wird die Talk-Reihe am 12. 5. mit einem Vortrag des dOCUMENTA (13)-Teilnehmers Salah M. Hassan über das erste Pan African Arts and Culture Festival, das 1968 in Algier stattgefunden hat.

Festivalradio

Neben abendlichen Vorträgen und Diskussionen zu gesellschaftspolitischen Hintergründen sowie anschließenden Konzerten und Performances berichten aus einem Hackbus vor dem Wien Museum u. a. das unabhängige campus & city radio st. pölten, Re-Volt Radio aus Dschiddah, Tilos Rádió aus Budapest.

Das Wien Museum zeigt die Ausstellung „Blutrausch. Stefan Weber und Drahdiwaberl“. Der Musiker und Grafiker war als Gründer und Mastermind der Wiener „Anarcho“-Band Drahdiwaberl der „Supersheriff“ des Wiener Undergrounds. Die Schau zeigt Materialien aus den 1980er-Jahren und Agitationsgrafik von Stefan Weber.

Info: Wien Museum Karlsplatz; Eröffnung: 11. 5. (17.30 Uhr); Termine: 12. 5. bis 8. 6., Di. bis So. 10 bis 18 Uhr; bei Talk (18.30 Uhr) und Nightline (21 Uhr) bis 24 Uhr (Eintritt frei) – Ausstellung: Karten beim Wien Museum Karlsplatz 01/505 87 47-0

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