„JOIN!“ – ein moderner Wirtschaftskrimi

Join!
Die Oper von Franz Koglmann feiert ihre Uraufführung bei den Wiener Festwochen.

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Das ist die Ausgangssituation für Alfred Zellingers Libretto zur Oper „JOIN!“. Franz Koglmann vertonte die Vorlage mit verschiedenen Musiksprachen von Klassik und Rock, über Ars Nova bis zu Noise und Cool Jazz.

Marketingoper

Bei der im Wirtschaftsmilieu spielenden Komödie spielen biografische Hintergründe des Librettisten (ehemaliger Marketingchef von Philips Österreich und Bawag) und des Komponisten (Artistic Director von 1999 bis 2005 des CD-Labels „between the line“ der Deutschen Structured Finance) eine nicht unwesentliche Rolle.

Die Konvention, zeitgenössische Oper müsse an die sogenannte „Neue Musik“ gekoppelt sein, wollte Koglmann bei „JOIN!“ durchbrechen: „Ich habe Einflüsse aus Jazz, Pop, Latin, Jingle-Sound, aber auch die Wiener ,Sentimentalität‘ eines Alban Berg und Ernst Krenek verarbeitet. Letzten Endes hat das Stück vielleicht mehr mit einer Revue als mit einer zeitgenössischen Oper zu tun.“

Es gebe trotz einiger Ars-Nova-Rückgriffe keinen „hochkulturellen“ Tonfall. Koglmann: „Trotzdem ist es eine zwischen E und U changierende Oper.“

„Als außermusikalische Einflüsse waren Frank Gehrys Architekturskizzen beim Erstellen der Melodielinien sehr hilfreich. Und die distanzierte Arroganz der Bilderwelt von Alex Katz, die ja für unsere Figuren nicht gerade untypisch ist, führte geradewegs zur Coolness von Katz’ Lieblingsmusiker, dem Saxofonisten Stan Getz.“

Koglmann hatte einfach Lust, „eine Komödie zu komponieren. Die meisten modernen Opern sind ja sehr ernst. Ich wollte das Gegenteil versuchen und empfand das als besondere Herausforderung. Es sollte eine Komödie werden, die sich mit Elementen des Jazz gut verträgt, ohne ins Musicalgenre zu kippen.“

Oper zur Krise?

Das Auftragswerk der Wiener Festwochen in der Inszenierung von Michael Scheidl beschäftigt sich mit den Gepflogenheiten, aber auch mit den Intrigen und Affären in einem modernen Wirtschaftskonzern.

„Man wird ,JOIN!‘ vielleicht als Oper zur Krise interpretieren. Natürlich ist das Werk ein Reflex auf die Gesellschaft, in der wir leben. Schließlich muss sich die Gegenwart in meiner Arbeit spiegeln, daraus entsteht mein Sound“, sagt Koglmann. „Aber vor allem ist ,JOIN!‘ eine Reaktion auf die für unsere Zeit so typische Marketing-Welt.“

Info: 8. bis 12. 5. (19.30 Uhr), MuseumsQuartier, Halle E

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