Wiener Aktionismus heute: Wie konserviert man eine Revolution?

Wiener Aktionismus heute: Wie konserviert man eine Revolution?
Die Weichen für den Nachruhm von Österreichs zentralem Beitrag zur Kunst nach 1945 werden neu gestellt

„Glauben Sie wirklich, dass das Kunst ist?“ Mit diesen Worten, erinnert sich die Galeristin Ursula Krinzinger, sei ihr der Sammler Peter Ludwig einst gegenübergetreten, als sie ihm Aktionsfotos des 1969 verstorbenen Künstlers Rudolf Schwarzkogler anbot. „Ich habe sicher zwei Stunden mit ihm gesprochen, das ist nicht locker gelaufen.“ Doch am Ende war der Sammler überzeugt, der Grundstein für den Ankauf von Schwarzkoglers Nachlass 1984 und für den Kern der Aktionismus-Sammlung des heutigen mumok war gelegt.

In den 40 Jahren seither hat sich die Kunstform, die zu den radikalsten künstlerischen Äußerungen der Nachkriegszeit zählte, als Teil des Kanons etabliert. Doch zugleich befindet sich die Aufarbeitung an einem Scheideweg: Mit Günter Brus ist im Februar der letzte Protagonist des Quartetts, zu dem außerdem Rudolf Schwarzkogler (1940–1969), Hermann Nitsch (1928–2022) und Otto Muehl (1925–2013) zählten, gestorben. Deren Erbe trifft nun auf eine neue, anders sozialisierte und sensibilisierte Generation von Akteuren in den musealen Institutionen, am Kunstmarkt und nicht zuletzt auch beim Publikum.

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