Eigentlich ist es eine vielfache Premiere, wenn heute, Sonntag, ab 17 Uhr „Der Rosenkavalier“ in der Staatsoper Berlin über die Bühne geht. Die US-amerikanische Sopranistin Nadine Sierra, singt zum ersten Mal die Sophie. André Heller inszeniert erstmals eine Oper, und der Modeschöpfer Arthur Arbesser stattet zum ersten Mal eine Oper mit Kostümen aus.
Beinahe wäre jetzt hier ein weiteres Rollendebüt anzufügen gewesen. Ursprünglich war René Pape als Baron Ochs auf Lerchenau vorgesehen. Doch dieser sagte ab, und ein mittlerweile bereits profilierter Interpret dieser Rolle sprang ein: Günther Groissböck. Für ihn wiederum ist es das Debüt an der Staatsoper Unter den Linden.
Nicht nur Fans schwärmen vom österreichischen Bass. Auch Arthur Arbesser war schon nach dem ersten Gespräch in Sachen Kostüm begeistert: „Günther Groissböck ist auch so ein unglaublich guter Schauspieler, so präsent, so fesch und auch ein echter Teamplayer.“
Was ihm generell wichtig war: „Wir wollten, dass alle besonders schön, attraktiv und toll ausschauen auf der Bühne. Da muss man die einzelnen Sänger und Sängerinnen genau studieren und die richtige Kleiderform wählen.“
Märchenbuch
Und wie kam es überhaupt zum Engagement des Wieners, der seit 15 Jahren in Mailand lebt, dort zunächst sieben Jahre erfolgreich für Giorgio Armani arbeitete und dann doch begann, seine eigene Modemarke durchzuboxen? Arthur Arbesser: „André Heller hat mich im Oktober 2018 angerufen. Er hat von meiner Liebe zur Wiener Moderne erfahren, und es war ihm wichtig, dass Schönheit und Ästhetik durchgezogen würde. Daher auch das Engagement von Xenia Hausner als Bühnenbildnerin.“
Zwar änderte Heller den Zeitrahmen, holte die Handlung der Oper aus dem Rokoko aber nicht in die Gegenwart, sondern lässt sie um 1917 spielen. Arbesser: „Es ist, als würde man ein Märchenbuch aufschlagen und als würde man da in diese Welt hineingezogen. Das ist eine irrsinnig ästhetisch inszenierte, fast Märchenfantasie, die vor einem da auf der Bühne passiert.“
Noch etwas Österreichisches holte sich dann Arbesser zu Hilfe: „Mir war klar, dass André Heller die Kristallwelten damals in den 90er Jahren gemacht hat. Und da habe ich mir gedacht: Wenn der Heller und ich was auf der Bühne machen, müssen wir da auch Swarovski dazunehmen. Die waren gleich Feuer und Flamme für dieses Projekt.“
Wenn also Sophie im zweiten Akt ihre silberne Rose bekommt, tritt sie Octavian in einer weißen Tüllwolke entgegen, die über und über mit funkelnden kleinen Kristallen bedeckt ist. Den gleichen Effekt wollte Arbesser beim Kostüm der Marschallin: „Wenn sie auf die Bühne kommt, sollte sie so richtig glitzern und ganz luxuriös , selbstbewusst und reich erstrahlen.“
Denn für Heller ist laut Arbesser klar, dass Octavian nach einem Zwischenspiel mit Sophie natürlich wieder zur Marschallin zurückkehrt.
Geht es um die Skizzen der Kostüme, gibt es im übrigen noch eine Premiere. Arbesser holte sich von Anfang an eine gute Wiener Freundin, die er seit dem Modestudium an der Central Saint Martins in London kennt, an die Seite, Onka Allmayer-Beck. Arbesser: „Ich wollte Heller ein von A bis Z illustriertes Projekt vorlegen. Und wer wäre dafür besser geeignet gewesen als diese super Zeichnerin? Ihre Skizzen sind witzig und frech. Sie ist generell meine rechte Hand bei dem Projekt.“ Somit debütierte Künstlerin Almayer-Beck in der Rolle als „Mitarbeit Kostüm“.
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