Wie Corinna Milborn mit ihrer Arbeit in der Krise einen Sinn zieht

Puls4-Infochefin Corinna Milborn ist nominiert für die ROMY 2020.
Die TV-Journalistin sieht die Medien nicht als Krisengewinner. Ihre Arbeit ist wichtig wie selten

Wenn man nach einem Aushängeschild des heimischen TV-Journalismus sucht, landet man unweigerlich bei Corinna Milborn: Sie ist Puls4-Infochefin und führt ihre Seher aktuell durch die Corona-Krise – weil es einen Nutzen für die Gesellschaft hat, sagt sie im KURIER-Gespräch.

KURIER: Die Welt ist im Aufruhr, die Menschen wollen informiert werden wie selten zuvor. Wie nehmen Sie das wahr?

Corinna Milborn: Es betrifft nicht mehr nur die, die sich wie immer informieren wollen, was in der Welt los ist – jeder Einzelne ist betroffen von diesen Maßnahmen und muss informiert werden. Das schlägt sich in unglaublichen Seherzahlen bei uns nieder. Auf der anderen Seite werden wir zu einer Drehscheibe zwischen den Seherinnen und Sehern und den Behörden und der Politik.

Inwiefern?

Wir bekommen sehr viele Fragen von Leuten und hängen bei den Politikinterviews meistens einen Teil davon dran. Wir wählen die aus, von denen man das Gefühl hat, sie sind vom Thema her repräsentativ für viele.

Zeigen sich Behörden und Politik da kooperativ? Die haben ja eigentlich alle Hände voll zu tun.

Es ist nicht eingetreten, was ich befürchtet habe, nämlich dass Journalismus in der Krise sehr viel schwieriger wird. Wir haben sehr gute Erfahrungen gemacht, bekommen Interviews. Wir haben auch alle zwei bis drei Tage den Kanzler, den Gesundheitsminister, den Bürgermeister der Stadt Wien, die wichtigen Ministerinnen und Minister da. Alle sind bereit, Seherfragen zu beantworten.

Die Akzeptanz für die drastischen Einschränkungen unseres Alltagslebens ist sehr groß. Wie lange wird das anhalten?

Ich habe grad vor Kurzem einen Artikel gelesen von Anfang Februar, in dem gestanden ist, dass eine Quarantäne wie in Wuhan in einem demokratischen Land absolut undenkbar wäre. Jetzt sehen wir, wie schnell Menschen in der Lage sind zu reagieren, wenn sie verstehen, worum es geht. Ich habe den Eindruck, dass die Leute wirklich sehr diszipliniert sind, verstehen, warum sie das machen, und bereit sind, für das Große und Ganze große persönliche Opfer auf sich zu nehmen. Monatelang geht es aber nicht. Wenn die Leute länger als ein paar Wochen davon abgehalten werden, sich selbst zu versorgen und ihren eigenen Lebensunterhalt zu verdienen, dann wird es schwierig.

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