Wettbewerbsprogramm: Schlank in Cannes

Das offizielle Cannes-Poster mit Jean-Paul Belmondo und Anna Karina in "Pierrot le Fou"
Spike Lee und Jean-Luc Godard, aber keine Österreicher im Wettbewerb vom Filmfestival in Cannes.

Keine Selfies auf dem roten Teppich, keine morgendlichen Pressevorführungen und – vor allem – keine Filme von Netflix: Die großen Aufreger des diesjährigen Filmfestivals in Cannes fanden bereits statt – und zwar vor der Enthüllung des Wettbewerbsprogramms. Dieses fällt heuer (vom 8. bis 19. Mai) fürs Erste besonders schlank aus: Nur 17 Filmtitel kündigte Festivalchef Thierry Frémaux für das 71. Filmfestival in Cannes an.

Darunter befinden sich Filme von drei Frauen (etwa Eva Hussons Kämpferinnen-Porträt „Girls of the Sun) und keine Österreicher.

Amerikaner sind heuer schwach vertreten, wie überhaupt der Glamourfaktor kleiner scheint als üblich.

Unter den großen Namen im Wettbewerb befinden sich Spike Lee mit dem Drama „BlacKkKlansman“ (mit Adam Driver), Jean-Luc Godards „The Image Block“ und der polnische Oscarpreisträger Pawel Pawlikowski mit „Cold War“. Horror-Regisseur („It Follows“) David Robert Mitchell startet mit „Under the Silver Lake“.

Eröffnet wird mit „Everybody Knows“ vom iranischen zweifachen Oscar-Preisträger Asghar Farhadi (mit Xavier Bardem und Penélope Cruz). Außer Konkurrenz feiert auch der Disney-Blockbuster „Han Solo: A Star Wars Story“ seine Premiere.

Deutschland schaffte es mit Ulrich Köhlers dystopischem Film „In My Room“ in die renommierte Nebensektion „Un Certain Regard“, Wim Wenders Papst-Doku über Papst Franziskus läuft bei den Special Screenings.

 Wettbewerbsprogramm: Schlank in Cannes

Streit mit Netflix

Den kursierenden Verdacht, dass Cannes an Relevanz eingebüßt haben könnte, ließ Thierry Frémaux naturgemäß nicht auf sich sitzen. Die Abwesenheit großer Namen wie Xavier Dolan oder Jacques Audiard erklärte er damit, dass deren Filme nicht fertig geworden seien.

Außerdem bleibt da noch sein Kräftemessen mit dem US-Streamingdienst Netflix.

Im letzten Jahr liefen zwei Netflix-Filme im Wettbewerb, ohne einen Kinostart in Frankreich zu haben. Doch das ist ab heuer die Bedingung für den Einzug in den Wettbewerb. Netflix zog daraufhin fünf Filme – darunter von „Gravity“-Regisseur Cuarón und ein restauriertes Werk von Orson Welles – aus Cannes zurück.

Frémaux beteuerte, dass er dem Streamingdiesnt-Riesen Kinostarts in Frankreich in Aussicht gestellt habe – jedoch vergeblich. Somit befindet sich der Machtkampf zwischen dem Filmfestival (das eine starke französische Filmindustrie im Rücken hat) und Netflix in Patt-Stellung. Fortsetzung folgt bestimmt.

Auch weitere Programmplätze im Wettbewerb oder in den Mitternachtsvorstellungen könnten sich noch füllen. Die Frage, ob Lars von Trier nach seinem Nazi-Sager noch persona non grata sei oder sein neuer Film „The House That Jack Built“ Chancen auf einen Cannes-Auftritt habe, ließ Frémaux offen.

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