Steven Spielberg, der übrigens genau heute seinen 75. Geburtstag feiert, verfilmte die unglückliche Liebesgeschichte zwischen Tony und Maria als hinreißende Hommage an das klassische Hollywoodkino.
„West Side Story“ (derzeit im Kino) greift Shakespeares Romeo-und-Julia-Motiv auf und transferiert es ins New York der 1950er Jahre, wo sich zwei rivalisierende Banden – die Jets und die aus Puerto Rico stammenden Sharks – Straßenschlachten liefern. Als sich der ehemalige Anführer der Jets in ein Mädchen verliebt, dessen Bruder die Sharks befehligt, kommt es zum Eklat.
Der erst kürzlich verstorbene Stephen Sondheim schrieb die Gesangstexte zu „West Side Story“ und Leonard Bernstein komponierte die charismatische Musik. Das Musical startete 1957 mit großen Erfolg, 1961 folgte die Verfilmung mit Natalie Wood als Maria und Rita Moreno als Marias resche Freundin Anita. Sie ist es, die mit dem legendären Song „America“ brilliert.
Rita Moreno erhielt dafür den Oscar als beste Nebenrolle und war die erste puerto-ricanische Schauspielerin, die mit Hollywoods Höchstpreis belohnt wurde. Für die Neuverfilmung schrieb Drehbuchautor und Pulitzer-Preisträger Tony Kushner („Angels in America“) der mittlerweile 90 Jahre alten Dame eine kleine Rolle als Ladenbesitzerin auf den Leib. Es sei ihr nicht leicht gefallen, eine gemeinsame Szene mit der „neuen“ Anita zu spielen, gesteht Rita Moreno aufgeräumt bei der Pressekonferenz: „Ich müsste lügen, wenn ich behaupte, ich wäre nicht eifersüchtig gewesen. So gerne wäre ich wieder jung und würde noch einmal die Rolle spielen.“
Aber Moreno ist kein Kind von Traurigkeit: „Ich habe dafür diese wundervolle neue Rolle bekommen. Ich liebe mich in diesem Film. Und so etwas kommt einem nicht leicht über die Lippen.“
Die „neue“ Anita, eine umwerfende Ariana DeBose, macht ihrer Vorgängerin jedenfalls Ehre: „Ich kann zwar singen, tanzen und spielen “, erzählt DeBose dem KURIER: „Trotzdem dachte ich, die nehmen mich nie.“
Grund für diese Annahme sei ihre Hautfarbe: „Anita wird traditionellerweise nicht von einer schwarzen Schauspielerin gespielt. Ich war sicher, dass ich keinen Auftrag habe“, so Ariana DeBose lakonisch. Umso größter die Aufregung, als sie dann doch engagiert wurde.
Sowohl für sie als auch für Rachel Zegler, die Darstellerin der verliebten Maria, sei Rita Moreno von Jugend an ein wichtiges Vorbild gewesen: „Ich habe sie schon gesehen, als ich noch ein Kind war“, erinnert sich Zegler, die seit Teenagertagen einen YouTube-Kanal betreibt, in dem sie Musikstücke und Coverversionen vorstellt: „Sie war die erste Person, mit denen sich junge Latinas, die schauspielen oder sich zumindest repräsentiert fühlen wollten, identifizieren konnten. Sie ist eine Ikone.“
Hollywoods Besetzungsentscheidungen werden heutzutage mit scharfem Auge beobachtet. Spielberg legte großen Wert darauf, möglichst authentisch zu casten und für die Rolle der Puertoricaner Schauspieler und Schauspielerinnen mit lateinamerikanischen Wurzeln zu engagieren. „Sprich Englisch!“ ermahnt zwar die assimilationswillige Anita ihre puerto-ricanischen Kollegen und Kolleginnen immer wieder. Aber in Spielbergs Originalfassung von „West Side Story“ fallen auch wiederholt spanische Dialoge, die nicht untertitelt werden. Ihre Bedeutung muss sich jeder selbst zusammenreimen, was aber nicht weiter schwierig ist.
Schwieriger schon erwiesen sich die Dreharbeiten, die im Hochsommer in New York bei tropischen Temperaturen stattfanden. Besonders hitzig gestalteten sich die Drehtage für die berühmte Straßentanzszene, in der Anita „America“ singt und für die ein Wochenende lang eine Straße in Harlem abgesperrt wurde.
„Der Asphalt war so heiß, dass ich mir glatt Löcher in die Schuhe gebrannt habe, als wir die ,America’-Szene drehten“, meint Ariana DeBose: „Das war echt wild.“
Auch Steven Spielberg stehen in Erinnerung an die Gluthitze von damals noch die Schweißperlen auf der Stirn: „Es war unerträglich und der Dreh der Tanzszenen nahm eine lange Zeit ein. Die armen Darsteller schwitzten ihre gesamten Kostüme durch. Aber“, und hier macht Steven Spielberg ein verschmitztes Gesicht: „Man sieht nirgendwo Schweißflecken unter den Armen. Die haben wir alle dank digitaler Technologie entfernt. Und zwar eine ganze Menge.“
Kommentare