Gorman-Debatte: "Eine Gelegenheit, über Rassismus nachzudenken"

Gorman-Debatte: "Eine Gelegenheit, über Rassismus nachzudenken"
Die Frage, ob eine weiße Person den Text einer schwarzen Autorin übersetzen darf, sorgte für hitzige Diskussionen.

Es ist schon ungewöhnlich, wenn das Thema Übersetzen so viel mediale Aufmerksamkeit erfährt, wie in den vergangenen Wochen. Im Zentrum hitziger Diskussionen stand die Frage: Darf, soll, kann eine weiße Person den Text einer schwarzen Autorin übersetzen?

Ausgangspunkt war das Gedicht „The Hill We Climb“ der jungen US-amerikanischen Poetin Amanda Gorman, die ihr Werk bei der Angelobung von Joe Biden vorgetragen hatte – und dem US-Präsidenten damit beinahe die Show gestohlen hat. Der niederländische Verlag Meulenhoff hat daraufhin die weiße, nicht-binäre Autorin Marieke Lucas Rijneveld mit der Übersetzung beauftragt. Eine Entscheidung, die die Journalistin und Aktivistin Janice Deul in der niederländischen Tageszeitung Volkskrant kritisiert hat: Eine schwarze Übersetzerin könne sich besser in die Gedankenwelt der ebenfalls schwarzen Gorman hineinversetzen.

Die Wogen gingen hoch, Rijneveld legt den Auftrag daraufhin freiwillig zurück. Wenig später wurde dem katalanischen Übersetzer Victor Obiols der Auftrag entzogen, mit der Begründung – so berichtet er selbst – er habe nicht das richtige Profil: Er ist weiß und 60 Jahre alt. Die Angelegenheit beschäftigte daraufhin traditionelle wie soziale Medien.

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