Dirigent Welser-Möst: „Mir gehen diese Corona-Leugner auf den Geist!“

Franz Welser-Möst: "Ich kann nicht tolerieren, dass Menschen demonstrativ Masken verbrennen. Das finde ich richtig abstoßend."
Der Dirigent, genesen von einer Covid-19-Erkrankung, resümiert das vergangene Jahr – und zeiht die Kulturschaffenden der Bequemlichkeit

Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Welche Erkenntnisse haben wir gewonnen? Und wie wird es weitergehen? Der Dirigent Franz Welser-Möst, seit 2002 Direktor des Cleveland Orchestra, tat das Seinige dazu, dass die Salzburger Festspiele trotz widriger Bedingungen zum Triumph wurden. Derzeit ist er quasi arbeitslos. Und war für den KURIER telefonisch erreichbar.

KURIER: Wo erreich’ ich Sie?

Franz Welser-Möst: Zu Hause am Attersee.

Und wie geht’s Ihnen?

Danke, wieder gut. Im November habe ich Covid-19 überstanden. Es war nicht sehr lustig, aber auch nicht dramatisch. Ich hatte hohes Fieber, die erste Woche wahnsinnige Nervenschmerzen. Nach zweieinhalb Wochen war ich wieder fit. Und zum Glück habe ich weder den Geschmacks-, noch den Geruchssinn verloren.

Wissen Sie, wo Sie sich angesteckt haben könnten?

Ich kam Ende Oktober aus Cleveland zurück, ließ mich testen und war negativ. Meine Frau und ich waren immer sehr vorsichtig, wir sind nirgendwo hingegangen. Es kann also nur zu Hause passiert sein. Auch unsere Haushälterin hatte Corona. Vielleicht war der Verlauf deshalb milde, weil ich mich auf Anraten gegen Pneumokokken impfen ließ. Aber ich will nicht herumdilettieren. Was ich sagen kann: Man darf Covid-19 nicht unterschätzen. Mir gehen diese ichbezogenen Corona-Leugner auf den Geist. Ein Staat ist auch eine Gemeinschaft. Und da müssen wir eben auch gemeinsam Rücksicht üben. Ich kann daher nicht tolerieren, dass Menschen demonstrativ Masken verbrennen. Das finde ich richtig abstoßend.

Lese ich da eine Kritik an Günther Groissböck heraus, der über „Hygiene-Faschisten“ und „gekaufte Mainstreammedien“ twittert bzw. den Impfstoff als „schlecht getestetes Gentechnik-Experiment“ bezeichnet hat?

Er ist nur einer von vielen. Ich bleibe lieber allgemein. Das Verbrennen der Masken fand ich nicht nur ein falsches, sondern ein fatales Zeichen. Niemand von uns lebt auf einer einsamen Insel.

 

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