Volkstheaterdirektor Kay Voges: "2021 war ein Horrorjahr"

Volkstheaterdirektor Kay Voges: "2021 war ein Horrorjahr"
Es gibt nur 250 Abonnenten: Kay Voges erklärt die Gründe, warum das Volkstheater bis 7. Jänner geschlossen ist, und seine Ziele.

Kay Voges kam mit großen Hoffnungen von Dortmund, wo er das Schauspiel geleitet hatte, nach Wien. Doch nichts lief so, wie er es sich ausgemalt hatte. Die Sanierung des Volkstheaters dauerte länger als angekündigt, die Zahl der Abonnenten fiel ins Bodenlose, und wegen der Pandemie konnte der „Chefkoch“, 1972 in Düsseldorf geboren, nicht sein Menü servieren. Aber aufgeben? Gilt nicht!

KURIER: Vor ein paar Tagen ließen Sie einen „Rückblick auf ungefähr 100 Tage Volkstheater“ veröffentlichen. Das stimmt aber nicht ganz.

Kay Voges: Wir sind am 3. September gestartet – und so waren wir Mitte Dezember mit den 100 Tagen durch. Aber ja, leider waren es nur 70 Spieltage, weil der vierte Lockdown dazwischen kam.

Es stimmt trotzdem nicht.

Die zehn Tage Housewarming vor dem Sommer haben wir nicht dazugerechnet.

Sie sind bereits seit dem September 2020 Direktor.

Richtig. Aber die Spielzeit 2021/22 ist meine erste volle Saison. Und in diesen vergangenen 100 Tagen gab es insgesamt 185 Veranstaltungen, darunter elf Premieren und zehn Konzerte.

Das Volkstheater erhielt für 2021 von der öffentlichen Hand an Steuergeld … ?

Knapp 16 Millionen Euro.

Hat es eine adäquate Leistung erbracht?

Was wir in diesen Monaten geleistet haben, ist unbezahlbar. Es war aufgrund der Lockdowns ein Horrorjahr! Ich habe nicht nur einen Spielplan gemacht, sondern vier, und wir haben viele Monatspläne erstellt, die im Mülleimer gelandet sind. Natürlich: 80 Spieltage in einem Jahr – das ist eine Katastrophe! Aber eine Diskussion darüber, ob das jetzt Geldverschwendung ist, ist sehr gefährlich. Manche meinen, dass man, das habe sich in den Lockdowns gezeigt, auch ohne das Theater auskommen könne. Solche Reden werden schon geschwungen, etwa in München. Dort will man den Kulturetat aufgrund der wachsenden Schulden um sechs Prozent senken.

Wie legitimieren Sie also die 16 Millionen Euro?

Man könnte auch fragen: Was haben den Staat die Hotels und die Gastronomie gekostet? Was kosten die Schilifte? Ja, alles kostet wahnsinnig viel Geld – und der Effekt ist gering. Wir befinden uns in einer gesamtgesellschaftlichen Ausnahmesituation. Und konkret zum Volkstheater: Ungefähr 70 Prozent unseres Etats machen die Personalkosten aus. Die Menschen hier wollten arbeiten. Aber sie konnten nicht.

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