Virtueller Bachmann-Preis: Wie der Literatur-Contest heuer abläuft

Ein Mann mit Brille gestikuliert vor einem weißen Hintergrund mit dem ORF-Logo.
Ab Donnerstag wird gelesen, wenn auch nicht live. Die Juroren diskutieren per Video-Schaltung.

Nächstes Jahr werden wir dann möglicherweise jede Menge Texte hören, die sich mit dem Virus befassen, das mit C beginnt. Heuer geht sich das zum Glück nicht aus, die Texte sind längst fertig.

Aber immerhin: Die „Tage der deutschsprachigen Literatur“, besser bekannt unter ihrem Kampf-Namen „Bachmann-Preis“, finden statt. Wie sie stattfinden, das bildet aber durchaus die Realität ab, in der wir uns befinden: Das Leben winkt uns aus dem Internet zu.

Früher schwitzten im heißen ORF-Theater in Klagenfurt Autoren, Jury und Hunderte Besucher um die Wette, oft hart am Rand des Kreislaufkollaps, diesmal stehen dort nur der Moderator Christian Ankowitsch (Titelbild) und der Justiziar der Stadt Klagenfurt, Andreas Sourji. (Ist „Justiziar“ nicht ein wunderbares österreichisches Wort? Man denkt sofort an Kafka, Joseph Roth oder Schnitzler.)

Heuer kommen auch zwei Kommentatoren zum Einsatz, nämlich die Schriftstellerin Julya Rabinowich und der Kulturjournalist Heinz Sichrovsky, die von der Seitenlinie aus Wortspenden liefern (beim Bachmann-Preis muss man das schon fast als Showeinlage werten).

Eine Frau sitzt an einem Tisch vor Publikum bei einer Lesung.

Bilder aus vergangenen Jahren

Kein Risiko

Die Lesungen der Autorinnen und Autoren wurden vorab aufgezeichnet. Live-Lesungen wären zu risikoreich gewesen, Übertragungsfehler könnten für ein Chaos sorgen. Die Jury wird natürlich live diskutieren – was wäre Klagenfurt ohne die subtilen Gemeinheiten, welche die Juroren einander und den Autoren ausrichten? Zu diesem Zweck werden Kameraanlagen in den Arbeitszimmern der Juroren installiert.

Der Regisseur der Übertragung, Klaus Wachschütz, kommentiert das so: „Mit diesem Projekt Ingeborg-Bachmann-Preis-spezial betreten wir Neuland. Mit hohem technischen Aufwand sind wir zuversichtlich, dass wir einen Bewerb in gewohnter Qualität von Klagenfurt aus in die Welt schicken werden.“

Man merkt schon: Heuer ist die Übertragung der Star.

Der Kultursender 3sat wird auch heuer wieder die ganze Veranstaltung (von 18. bis 21. Juni) zeigen – wer will, kann sich mehr als 16 Stunden Literatur-Vollbedienung ins Wohnzimmer schieben lassen. Gelesen wird am Donnerstag, Freitag und Samstag, am Sonntag werden die Preise übergeben.

Mitstimmen

Über die Internetseite bachmanpreis.ORF.at können die Zuschauer nicht nur die Veranstaltung in allen Details verfolgen, sondern auch am 20. Juni den Publikumspreis vergeben. Jeder Mail-Adresse kann nur eine Stimme vergeben, diese ist nur mit einer kurzen Begründung gültig.

14 Autoren und Autorinnen nehmen heuer am literarischen Song Contest teil. Aus Österreich sind dabei: Laura Freudenthaler, Lydia Haider, Egon Christian Leitner, Jörg Piringer und Carolina Schutti. Aus Deutschland kommen: Hanna Herbst, Leonhard Hieronymi, Lisa Krusche, Jasmin Ramadan, Matthias Senkel, Kaja Schönherr und Helga Schubert. Die Schweiz schickt Meral Kureyshi und Levin Westermann.

Die Jury besteht aus Hubert Winkels (Vorsitz), Nora Gomringer, Klaus Kastberger, Brigitte Schwens-Harrant, Philipp Tingler, Michael Wiederstein und Insa Wilke.

Die schon traditionelle Eröffnungsrede hält heuer die Gewinnerin von 2016, Sharon Dodua Otoo. Der Titel ihres Textes lautet „Können Schwarze Blumen Malen?“ – Bezüge zur „BlackLivesMatter“-Bewegung sind dabei durchaus erwartbar.

Die österreichischen Teilnehmer

Eine Frau mit braunen Haaren und einem grün-weiß gestreiften Hemd blickt in die Kamera.

Laura Freudenthaler

Eine Frau mit Fellmantel raucht in einem dunklen Raum.

Lydia Haider

Ein Mann mit Bart, Brille und Schiebermütze blickt in die Kamera.

Egon Christian Leitner

Porträt eines Mannes mit Brille und dunklem T-Shirt.

Jörg Piringer

Eine Frau mit kurzem, dunklem Haar sitzt auf einer Treppe.

Carolina Schutti

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