"viennacontemporary" stellt sich neu auf, will "mehr als Messe" sein

vienna contemporary 2019
Der einstige Platzhirsch wird zur Off-Messe und bespielt von 2. bis 5. 9. die "Alte Post"

Zeitgenössische Kunstmessen und Wien: Das hat Elemente eines Prater-Ringelspiels, immer wieder ziehen bekannte Formen und Figuren in leicht veränderter Weise an den Zuschauern vorbei, bis diesen mitunter schwindlig wird. Wer angesichts der Ankündigung mit dem Titel "Vienna Contemporary - Contemporary Vienna", mit dem am Mittwoch die jüngste Bewegung im Messe-Karussell verkündet wurde, an den Monty-Python-Klassiker "Das Leben des Brian" dachte (Stichwort "judäische Volksfront"), hatte allerdings etwas zu schnell reagiert.

Selber Name, anderes Konzept

Nein, die Messe "viennacontemporary", die eine Zeitlang der Platzhirsch unter den Kunstmarktplätzen der Stadt war und auch 2020 am Standort in der Wiener Marx Halle über die Bühne ging, wird wohl bis auf weiteres "viennacontemporary" oder kurz VC heißen. Sonst aber wird alles neu: Denn nachdem der einstige VC-Geschäftsführer Renger van den Heuvel mit seinem Projekt "Spark Art Fair" im Juni in der Marx Halle auftrumpfte (künftig soll die Messe dort im Frühjahr stattfinden), verzichtete die VC wie berichtet auf ihren Herbst-Termin in derselben Location.

Neuorganisation

Im Hintergrund stellte sich das Team neu auf: Als neuer künstlerischer Leiter wurde der in Wien und Bratislava lebende Kurator und Künstler Boris Ondreička berufen, die Trägergesellschaft wurde zum Non-Profit-Unternehmen umgewandelt - mit einem mehrköpfigen Vorstand, in dem neben dem russischen Investor Dmitry Aksenov auch Marta Dziewańska, Kuratorin am Kunstmuseum Bern, der Leiter des "Erste Hub", Boris Marte, sowie der Marketingberater Tom Wallmann sitzen.

In dieser Form will die VC offenbar das Beste aus allen Welten vereinen: Mit der Hauptausstellung in der im Umbau befindlichen Alten Post in Wien (2. - 5. 9.) adaptiert die Gesellschaft die Idee, bestehende Gebäude als Kunst-Orte zwischenzunutzen. Das Konzept wird von der einst als Off-Messe gestarteten "Parallel Vienna" seit Jahren erfolgreich umgesetzt - diese residierte 2015 und 2016 selbst im einstigen Postzentrum in der Wiener Innenstadt, das seiner Transformation zur Luxusimmobilie harrt. Die "Parallel" findet ihrerseits von 7. bis 12. September in der ehemaligen Semmelweis-Frauenklinik in Wien-Währing statt.

Wer In ist, ist Off

Die "viennacontemporary" kooperiert ihrerseits nun mit dem Galerienfestival "curated by" (4.9. - 2.10.) und dem ebenfalls als Off-Projekt gestarteten "Das Haus", das ebenfalls an brachliegenden Immobilien-Standorten Kunst präsentiert. Die "Zone 1", ein vom Bundeskanzleramt gefördertes Projekt, das junge Kunst, vorrangig aus Mittel- und Südosteuropa, auf Vorschlag von Kuratorinnen (heuer: Franziska Sophie Wildförster, München) nach Wien bringt, wird beibehalten.

Wem sich von all diesen Projekten nun der Kopf dreht, kann sich jedenfalls eine Sache merken: Es wird ein heißer Kunstherbst in Wien. Und wenn alles gut geht, gibt es auch noch genügend Menschen, die im Ringelspiel Geld einsetzen, um Kunst zu erwerben und das Drehmoment zu erhalten.

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