Last but not least steht die Messe mit einem Fuß fest im Digitalen. Nicht nur mit dem fast schon selbstverständlichen 3D-Rundgang und der Präsenz aller Werke auf der Marktplattform Artsy (bis 10. 7.), sondern auch mit einer speziellen, von der MAK-Kuratorin Marlies Wirth gestalteten Schiene zu neuer Medien- und Digitalkunst.
Da kann man etwa in den Künstler Jonas Lund investieren, der mit jedem Exemplar seiner Plexiglas-Bilder Einheiten seiner eigenen Kryptowährung (um umgerechnet 2.800 – 11.600 €) mitliefert und Käufer zu Teilhabern seiner Praxis macht: Sie dürfen dann etwa mitbestimmen, ob der Künstler Urlaub machen oder ein neues Projekt in Angriff nehmen soll.
Im „Realraum“ funktioniert die Messe wunderbar – es gibt sehr viel Platz (3-G-Regel gilt) und anspruchsvolle Präsentationen, die von Kuratoren bestimmt wurden: So findet sich in der von Sabine Breitwieser betreuten Sektion „Utopia: Post-War“ die Performancequeen Marina Abramović (Galerie Krinzinger) in Sichtweite zu ihrem einstigen Vertrauten Ulay (König Galerie, Berlin). Auch die Präsentation der Galerie Thoman zu Walter Pichler hat museale Qualität.
Es bleibt die Frage, wie das Format wirtschaftlich funktioniert. Junge Galerien, die sich in der tortenscheiben-artigen Architektur unter die „Platzhirschen“ mischen, erhielten von Kulturministerium oder Stadt Wien bis zu 40.000 € Förderung, wie van den Heuvel erklärt. Auch die Wirtschaftsagentur Wien fördert die Messe. Dass dem de-facto-Eigentümer der Marx Halle, Herwig Ursin, auch die Veranstaltungsgesellschaft Spark Art gehört, ergibt zudem eine andere Ausgangslage als bei Messen, in denen jeder Quadratmeter möglichst teuer vermietet werden muss.
"viennacontemporary" heuer nicht in St. Marx
Die „viennacontemporary“, angesetzt für 2.–5. September, werde heuer jedenfalls nicht in der Marx Halle stattfinden, wie deren Sprecherin auf Nachfrage bestätigte: „Wir sind der Ansicht, dass die Galerien nicht davon profitieren, zwei nahezu idente Events so knapp hintereinander zu haben“, sagte sie. Die Messe werde daher heuer "ein spannendes neues Format ausprobieren", Details sollen Anfang kommender Woche bekannt gegeben werden.
Im Folgejahr 2022 wolle die vom russischen Investor Dmitry Aksenov angeführte Viennacontemporary aber wieder in die Marx Halle zurückkehren, es gebe auch aufrechte Verträge, so die Sprecherin. Auch van den Heuvel und Ursin bekräftigten, dass künftig zwei Messetermine für zeitgenössische Kunst - die "Spark" im Frühjahr und die "viennacontemporary" im Herbst - in St. Marx stattfinden sollen. Der Kunststandort Wien würde davon profitieren.
Kommentare