Umbau in Italiens Museumslandschaft: Eike Schmidt geht nach Neapel

Umbau in Italiens Museumslandschaft: Eike Schmidt geht nach Neapel
Der Uffizien-Direktor, der beinahe Chef des Wiener KHM geworden wäre, wechselt ans Museo di Capodimonte

Der Direktor der Uffizien in Florenz Eike Schmidt - er  war einst zum Direktor des Wiener Kunsthistorischen Museums gekürt worden, trat den Posten aber nie an - wechselt nach Neapel. Am Ende seiner zweiten Amtszeit in Florenz ist der Deutsche zum Direktor des Museums Capodimonte in Neapel ernannt worden, teilte das Kulturministerium in Rom mit. Die Besetzung ist Teil einer umfassenden Personalumbaus, bei dem insgesamt 12 Museumsorganisationen neue Leitungen bekommen. Die Rechtsregierung unter Giorgia Meloni setzt dabei den Kurs fort, geborene Italiener in die Top-Posten der Kulturinstitutionen zu berufen. Zuvor hatte es eine Welle von internationalen Besetzungen gegeben, in deren Zug neben Schmidt auch österreichische Museumsprofis wie Peter Aufreiter (derzeit Chef des Technischen Museums Wien) oder Peter Assmann (zuletzt an den Tiroler Landesmuseen) nach Italien gegangen waren.

Schmidt - er ist seit kurzem Italienischer Staatsbürger und hegte gerüchteweise Ambitionen auf das Amt des Bürgermeisters von Florenz - wäre von Gesetz wegen nicht für eine dritte Amtszeit in den Uffizien in Frage gekomemn. Er ersetzt nun in Neapel den Franzosen Sylvain Bellengerè, der seit 2015 das Museum Capodimonte in Neapel führte. Sein Nachfolger in den Uffizien wird Simone Verde, der gegenwärtig für den Museen- und Denkmalkomplex der Stadt Parma verantwortlich ist.

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„Schmidt ist einer der bedeutendsten Museumsdirektoren. Er hat die Uffizien, eines der größten Museen der Welt, geleitet und verfügt über große internationale Erfahrung“, kommentierte der italienische Kulturminister Gennaro Sangiuliano die Ernennung.  Die Uffizien in Florenz haben im Jahr 2023 fünf Millionen Besucher verzeichnet. Das ist ein neuer Rekord, verglichen mit dem bisherigen Hoch von rund 4,3 Millionen im Vor-Pandemie-Jahr 2019. Dies entspricht gar einem Plus von fast 50 Prozent gegenüber 2015, teilte das Museum mit. Auch bei den Einnahmen wurde mit 60 Millionen Euro ein Rekord vermeldet. Das sind 70 Prozent mehr als die 35 Millionen im Jahr 2022. 

"In der Sonne darüber nachdenken"

Die Ambitionen auf das Bürgermeisteramt in Florenz kommentierte Schmidt übrigens gegenüber der Zeitung "Corriere di Mezzogiorno". Das Gerücht sei entstanden, weil ihn Passanten auf der Straße angesprochen hätten und die Bitte geäußert hätten, in Florenz zu bleiben, hieß es darin. Eine Kandidatur sei "extrem hypothetisch", und er werde keinesfalls seine Agenden auf Neapel und Florenz verteilen, sagte Schmidt, das Museum verlange seine volle Aufmerksamkeit. Allerdings schloss er eine Kandidatur in Florenz auch nicht dezidiert aus - er werde "darüber nachdenken, im Jänner, in der Sonne Neapels". Wer Schmidts Wiener Geschichte kennt, kann also Überraschungen nicht restlos ausschließen. 

Das Museum Capodimonte in Neapel zeigt Exponate des italienischen und neapolitanischen Kulturerbes sowie eine umfangreiche Gemäldegalerie. Schwerpunkt der Sammlung bilden Ölgemälde vom Mittelalter bis zur Renaissance, unter anderem bedeutende Werke von Masaccio, Sandro Botticelli, Raffael, Tizian, Caravaggio, El Greco, Pieter Bruegel dem Älteren und Luca Giordano. 

Das Museum ist im Palast Reggia di Capodimonte untergebracht. Er war ursprünglich die etwas außerhalb der Stadt gelegene Sommerresidenz der Bourbonen im Königreich beider Sizilien und überblickt die Stadt. Goethe beobachtete vom obersten Geschoß des Palastes aus am 2. Juni 1787 einen Ausbruch des Vesuv und beschrieb dies in seinem Buch „Italienische Reise“.

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