Eike Schmidt: "Ich würde die Absage nicht als Affront sehen"

Er übernimmt nicht das KHM: Eike Schmidt erklärt im Interview, warum er lieber Direktor der Uffizien bleiben möchte

Mit 1. November hätte Eike Schmidt das Kunsthistorische Museum (KHM) in Wien übernehmen sollen, knapp einen Monat davor kam der Rückzieher. Der deutsche Kunsthistoriker strebt stattdessen eine Vertragsverlängerung an den Uffizien in Florenz an. Im Interview mit der APA erklärt er seine Beweggründe.

Was hat Sie dazu bewogen, Ihr Engagement in Wien so kurzfristig abzusagen?

Eike Schmidt: Das hat eigentlich nichts mit Wien, sondern alles mit Florenz zu tun. Ich hatte hier (in Florenz, Anm.) eine Reihe von Projekten aufgesetzt, von denen man nun nach vier Jahren die ersten Früchte sieht. Es hat sich auch in Italien in den vergangenen Wochen ein völlig überraschender politischer Umschwung gezeigt, der direkte Auswirkungen auf die Museumsarbeit hat (der Sozialdemokrat Dario Franceschini ist seit kurzem wieder Kulturminister, Anm.). Projekte, die lange in der Schwebe standen, scheinen nun zum Greifen nahe. Ich weiß das KHM in sehr guten Händen. Es gibt kaum ein Museum, das stabiler aufgebaut ist. Es schmerzt mich natürlich, dass ich davon nicht Teil sein kann. Aber hätte ich nicht gewusst, dass es mit Sabine Haag (derzeit Generaldirektorin, Anm.) in einen sicheren Hafen kommt, hätte ich es gar nicht in Erwägung gezogen.

Stimmt es, dass Sie Kulturminister Alexander Schallenberg Ihre Entscheidung noch gar nicht persönlich mitgeteilt haben?

Ja. Aber ich war vergangene Woche in Wien und hatte Gelegenheit, als erstes mit Sabine Haag ausgiebig zu sprechen und ihr meinen Willen dargelegt. Ich habe auch einen Enthusiasmus bei ihr gespürt, sie war in einer ähnlichen Situation. Das Jahr 2020 ist ja absolut vorbereitet. Man braucht sich keine Sorgen machen, auch weil Sabine Haag und Paul Frey (kaufmännischer Geschäftsführer des KHM, Anm.) ein fest eingespieltes Team sind. Was völlig danebengegangen ist, war die Kommunikation. Ich habe um einen Termin angesucht beim Minister, der aber nie zustande gekommen ist. Irgendjemand hat geleakt - ich weiß nicht wer und nicht warum. Ich werde aber in nächster Zeit öfter wieder kommen, schon morgen bin ich für einen wissenschaftlichen Vortrag in Wien. Da wird es ganz viele Möglichkeiten geben. Es ist wichtig, alles nun so schnell und klar wie möglich abzuwickeln.

Gibt es betreffend der Vertragsverlängerung in Florenz schon eine Zusicherung seitens des italienischen Kulturministers?

Nein, überhaupt nicht. Es ist ganz klar, dass ich, um mich überhaupt bewerben zu können für eine Verlängerung meines Mandats, mich von allen anderen Verpflichtungen freimachen musste. Das liegt ganz in meiner eigenen Verantwortung. Die Verlängerung müsste auch unter den exakt gleichen vertraglichen Konditionen stattfinden. Insofern: Ich bin natürlich sehr zuversichtlich. Die Arbeit an den laufenden Projekten hat mich dazu veranlasst, den Sprung ins kalte Wasser zu wagen. Ich hoffe, dass ich bald vom kalten ins warme Wasser schwimmen werde.

Welche Probleme erwachsen dem KHM aus Ihrer so kurzfristigen Absage?

Ich bin kein Verwaltungsjurist, insofern kann ich das überhaupt nicht beurteilen. Ich könnte nicht ersehen, worin jetzt da ein Schaden erstünde für das KHM.

Beispielsweise wird jetzt der Ausschreibungsprozess erneut durchgeführt, wie Minister Schallenberg bereits angekündigt hat...

Gut, das ist eine Frage für das Ministerium, das zu beurteilen. So wie ich informiert worden bin, sind Sabine Haag und ich ja als gleichrangige Kandidaten damals vorgeschlagen worden. Wenn das so stimmt, was ich nicht beurteilen kann, müsste es vielleicht ja gar keine Ausschreibung geben. Das fällt aber wirklich jenseits meiner Kompetenzen.

Befürchten Sie andererseits einen Schaden für die eigene Reputation? Die Absage wurde ja teils beinahe als Affront gewertet...

Das Überraschungselement war für mich jetzt auch da, ich würde es aber nicht als Affront sehen. Der ist vielleicht dadurch entstanden, weil es nicht gemeinsam kommuniziert worden ist. Das Ergebnis ist ja eigentlich, dass alles beim Alten bleibt. Ich freue mich aber weiterhin, mit dem KHM zu arbeiten. Es gibt ja weiterhin gemeinsame Projekte, nicht nur jene, die ich zuletzt vorbereitet habe.

Welche weiteren Schritte werden Sie in der Causa KHM und bezüglich Ihrer Stelle in Florenz nun setzen?

Was das KHM angeht, steht natürlich das Treffen mit dem Minister an. Das hätte eigentlich vorher stattfinden sollen, bevor die Medien etwas kommuniziert bekommen. Es ist wichtig, dass die Wogen in Wien geglättet werden. Nach der offiziellen Absage werde ich schließlich hier um Verlängerung ansuchen können.

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