Zumindest musikalisch auf hohem Niveau

Violeta Urmana als Isolde und Robert Dean Smith als Tristan
Kritik: Zum Finale des Wagner-Jahres zeigt die Wiener Staatsoper "Tristan und Isolde".

Szenisch ist David McVicars Nicht-Deutung von Richard Wagners „Tristan und Isolde“ zum Vergessen. Musikalisch aber kann die Wiener Staatsoper zum Finale des Wagner-Jahres noch einmal viele Trümpfe ausspielen.

Das beginnt bei Dirigent und Orchester. Denn Peter Scheider am Pult des extrem spielfreudigen, personell top besetzten Orchesters kennt „seinen“ Wagner in- und auswendig, weiß um alle Tücken der komplexen Partitur bestens Bescheid. Das Ergebnis ist – von ein paar Wacklern abgesehen – ein aufregender, dramatischer, dabei sinnlicher, nie plakativer Wagner, der eine wunderbare Sogwirkung entfaltet. Dass Schneider die Sänger zusätzlich auf den sprichwörtlichen Händen trägt, ist ein weiteres Plus dieser Spielserie (Reprisen: 13., 17., 21. Dezember).

Dazu kommt, dass mit Violeta Urmana eine Isolde ersten Ranges zur Verfügung steht. Urmana singt diese Partie mit großer Emphase und vokaler Strahlkraft, findet aber auch zu überaus innigen Momenten. Nur an der Wortdeutlichkeit könnte Urmana noch etwas arbeiten.

Über diese wiederum verfügt Robert Dean Smith als Tristan. Smith singt diese anspruchsvolle Rolle lyrisch und kultiviert. Die Tatsache, dass Smith aber eine eher kleine Stimme hat und kein klassischer Heldentenor ist, wird im Haus am Ring dennoch mehr als deutlich.

Für ein Ereignis hingegen sorgte eine Rollendebütantin: Elisabeth Kulman gab ihre erste Brangäne und beeindruckte mit ihrem wunderschönen, perfekt geführten, farbenreichen Mezzo. Besser kann man die Brangäne wohl nicht mehr singen. Erfreulich auch das Wiener Rollendebüt von Matthias Goerne als markiger, sicherer Kurwenal. Albert Dohmen (auch ein Wiener Rollendebütant) als tadelloser König Marke reihte sich in das bejubelte Ensemble ideal ein.

KURIER-Wertung:

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