Und heutzutage? Das Wien Museum ist wegen Umbau bereits seit Anfang 2019 geschlossen. Wäre Kos noch Direktor: Er hätte sich in einem Leerstand einquartiert und, immer angedockt an die Gegenwart, Ausstellungen zu Pandemien, zum Rückzug ins Private unter Metternich oder zur Geschichte der Frachtenbahnhöfe konzipiert.
Matti Bunzl hingegen geht es gemütlich an. Corona hat im Wien Museum zu einer noch nicht erforschten Nebenwirkung geführt: der Nahezulähmung. Man okkupierte das Musa, das zuvor hervorragend mit zeitgenössischer Kunst bespielt worden war, und ergötzt sich an Laufzeiten, die Stillstand signalisieren: Von April 2019 bis Jänner 2020 (fast ein Dreivierteljahr) feierte man das „Rote Wien“, dann verlängerte man genüsslich den Lockdown. Elf Monate (von Oktober 2020 bis September 2021) gönnte man sich für „Bambi“-Autor Felix Salten; und länger als ein halbes Jahr (von Oktober 2021 bis April 2022) lief „Auf Linie – NS-Kunstpolitik in Wien“.
Ein Museum hat vielfältige Aufgaben, darunter das Sammeln, Bewahren, Erforschen. Aber auch das Präsentieren gehört dazu. Und dem Wien Museum wurde die Subvention wegen des Umbaus ja nicht gekürzt. Es muss also nach wie vor ein erkleckliches Ausstellungsbudget geben – für Gestaltung, Leihgaben, Kataloge, Vermarktung und so weiter. Was ist mit diesen Geldern passiert? Wäre Ihr Tratschpartner ein Kulturpolitiker der Opposition: Er hätte längst Anfragen eingebracht. Leider sind die Grünen ob des Machtverlusts noch immer in Schockstarre und finden eh alles gut, was die SPÖ macht.
Peter L. Eppinger zumindest erinnert sich wieder daran, dass er ÖVP-Kultursprecher ist. Und er musste sich tüchtig ärgern, weil Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler die neuen Pläne zum Pratermuseum zuerst einigen Medien kundtat.
Vor genau einem Jahr hatte der Kulturausschuss einstimmig beschlossen, für die ungenügend im Planetarium-Seitentrakt untergebrachte Prater-Sammlung des Wien Museums eine leer stehende Spielhalle um 1,63 Millionen Euro zu adaptieren: „Das Projekt startet im Sommer 2021, die Eröffnung ist für 2024 geplant“, ließ Kaup-Hasler verkünden. Nach langem Sinnieren will Bunzl die Halle aus Alu aber abreißen – und eine neue aus Holz bauen. Wegen der Nachhaltigkeit kostet das fast das Dreifache (4,16 Millionen). Eppinger spricht von einem „Hochrisikospiel“ in Zeiten explodierender Baukosten. Dass sich die Fertigstellung verzögert, versteht sich von selbst.
Ein P. S. zum Planetarium: Anton Lehmden schuf für den Neubau, 1964 eröffnet, die Gemälde „Sonnenuntergang“ und „Mondaufgang“. Ein KURIER-Leser bedauert, dass sie verschwunden sind. Wie sich herausstellte: im Depot des Wien Museums bzw. im Rathaus. Wäre doch schön, wenn man sie wieder zurückbrächte.
Kommentare