Zum Glück nahm sich der Stadtrechnungshof der Sache an – und er stellte geradezu vorbildliche In-sich-Geschäfte fest. Es gab zumeist nur mündliche Vereinbarungen, auf die Abhaltung von Generalversammlungen wurde generös verzichtet – wie auch auf das Verfassen von Protokollen. Mit stoischer Ruhe hielten die Prüfer fest: „Die Aufwendungen für die drei leitenden Theaterpositionen, die außerdem personenident mit dem Vereinsvorstand sind,“ hätten pro Jahr bis zu 180.000 Euro betragen. Wohlgemerkt für gerade einmal zwei Monate Sommertheater. Und: Die Aufwendungen für den Obmann, also Hirschal, „machten dabei jeweils über 50 % der genannten Beträge aus, darüber hinaus wurde diese Person für ihre weiteren künstlerischen bzw. darstellenden Aktivitäten zusätzlich entlohnt“. Hirschal, gleichzeitig auch andernorts Sommer-Intendant, sahnte also ab.
Aber er hatte es wohl übertrieben. Das Kulturamt fuhr die Subvention sukzessive zurück – auf je 110.000 Euro für die Jahre 2020 bis 2022. Längst war von der Idee, mit dem Wandertheater aus Holz durch Wien zu touren, nichts mehr übrig geblieben: Hirschal schlug sein Zelt nur mehr Am Hof auf – neben den Nobelboutiquen.
Das Geld für 2020 floss ohne Gegenleistung: Die Corona-Maßnahmen verunmöglichten eine Bespielung. Für 2021 wurde die Subvention um 20.000 Euro aufgestockt – mit dem absurden Argument, dass es sich um ein „grätzelrelevantes“ Theater handle. Und trotzdem fand Adi Hirschal das Auslangen nicht: Er baute einen Verlust von rund 74.500 Euro.
Georg Hoanzl und Michael Niavarani lockten im vergangenen Sommer 150.000 Menschen in ihr Freiluft-Theater im Park, sie erhielten keine Subventionen und machten satte Gewinne. Hirschal hingegen gab nicht dem seichten Spiel oder der Vetternwirtschaft die Schuld für die Auslastung von 42 %, sondern nur Corona.
Er und Siegmund Ganswohl als neuer Obmann setzten sogar eins drauf: Eine Weiterführung wäre nur mit einer Subventionserhöhung auf 150.000 Euro möglich. Denn die Darsteller (darunter Hirschal) und das Team (darunter Tochter Maddalena Hirschal) würden höhere Gagen fordern, zudem seien „Reparaturen der Konstruktion und eine Renovierung der Dekorationen des Theaters (...) dringend erforderlich“.
Aber Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler ließ den 73-jährigen Adi Hirschal abblitzen. Der Prinzipal besetzte sich also heuer ein letztes Mal mit der Hauptrolle (er spielt den Tartuffe), danach ist das Wiener Lustspielhaus Geschichte.
Und was manchem sauer aufstößt: Die Stadt entschuldet den Hirschal-Verein mit 70.000 Euro extra. Ihr Tratschpartner hofft inständig, dass man sich von der Notwendigkeit dieser Sonderzahlung überzeugt hat.
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