"Le Comte Ory" nun doch noch mit Bartoli
Ein akuter Virus hat sie lange zurückgehalten, für die letzten drei Termine steht die Starmezzosopranistin Cecilia Bartoli schließlich doch noch in Gioachino Rossinis "Le Comte Ory" auf der Bühne des Theaters an der Wien. Ihren Part der Comtesse Adele hatte bis dato als umjubelte Einspringerin die Südafrikanerin Pretty Yende übernommen. Für Samstag (23. Februar), Montag und Mittwoch wird nun aber Bartoli selbst im Theater an der Wien regieren, wie das Opernhaus am Freitag mitteilte.
INFO: "Le Comte Ory" von Gioachino Rossini im Theater an der Wien, Linke Wienzeile 6, 1060 Wien. Jean-Christophe Spinosi dirigiert das Orchester Ensemble Matheus. Regie: Moshe Leiser und Patrice Caurier. Mit Pretty Yende/Cecilia Bartoli (Comtesse Adele), Lawrence Brownlee (Le Comte Ory), Regula Mühlemann (Isolier), Liliana Nikiteanu (Ragonde), Peter Kalman (Le Gouverneur), Gaia Petrone (Alice), u.a. Weitere Aufführungen am 23., 25. und 27. Februar. Karten: 01/58885, http://www.theater-wien.at)
Mit Superlativen sollte man bekanntlich vorsichtig sein. Im konkreten Fall aber ist jeder, wirklich jeder Superlativ angebracht. Denn die Produktion von Gioachino Rossinis „Le Comte Ory“ im Theater an der Wien ist ein Triumph auf allen Ebenen.
Und das, obwohl Superstar Cecilia Bartoli aufgrund einer Erkrankung zumindest die ersten beiden Aufführungen dieser geistreichen, französischen Opéra comique absagen musste. Als Einspringerin, quasi in letzter Sekunde, fungierte die südafrikanische Sopranistin Pretty Yende – und eroberte das frenetisch jubelnde Publikum im Sturm.
Neuer Stern am Himmel
Denn Yende singt fantastisch, spielt fantastisch (fast ohne Proben) und ist in der Rolle der vom hormongesteuerten Comte Ory begehrten Gräfin Adèle ein Ereignis. Hier ist ein neuer Stern am Opernhimmel aufgegangen. Yende möge bitte bald wiederkommen!
Aber auch sonst ist dieser Rossini ein einziges Opernfest. Dank der klugen, unfassbar witzigen und ideenreichen Inszenierung von Moshe Leiser und Patrice Caurier (toll auch die Bühne von Christian Fenouillat), die in den 60er-Jahren spielt und dabei unfassbar sexy ist.
Fabelhaft aber auch Dirigent Jean-Christophe Spinosi und das Ensemble Matheus – so spritzig, so pointiert, so engagiert, so geistreich klingt Rossini wohl nur an der Wien. Dazu kommt der exzellente Arnold Schoenberg Chor, der auch darstellerisch zur Höchstform aufläuft.
Und natürlich der Tenor Lawrence Brownlee als ungezügelter, liebenswerter, aber patscherter Freigeist Ory, der vokal nicht nur die Damen glücklich macht. Toll.
Perfekt besetzt auch die Nebenrollen. Etwa Regula Mühlemann in der Rolle des liebestollen, bei der Gräfin letztlich erfolgreichen Pagen Isolier. Oder Pietro Spagnoli als des Grafen gar willfähriger Frauenzuführer, die köstliche Liliana Nikiteanu oder der virentechnisch noch angeschlagene Peter Kálmán.
Standing Ovations und Glückseligkeit. Hingehen!
KURIER-Wertung: ***** von *****
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