Ein Meisterwerk, das alles abverlangt
Halbrunde, sich verschiebende Elemente, eine riesige, herunterschwebende, halbe Uhr, faunartige Fantasiewesen wie aus einem Albtraum und alles in blaues Licht getaucht, das, mit Spiegeln kombiniert und von Nebelschwaden durchzogen, aufregende Effekte erzeugt und ins Publikum wirft: Stark und suggestiv sind die Bilder am Tiroler Landestheater. Die Szene der „Toten Stadt“ von Erich Wolfgang Korngold stammt zwar vom Theater Regensburg (Ausstattung: Karin Fritz), sie in Innsbruck mit Leben zu erfüllen, ist jedoch Aufgabe von Ernö Weil.
Realität und Vision
Und die notwendige Vermischung von Realität und Vision gelingt dem deutschen Regisseur ganz gut. Vieles wird dicht und surreal erzählt. Etwa wie Mariettas Tanztruppe, die in überzogene Kostüme gesteckt wird und mit überdimensionalen Bällen spielt. Gewisse Schlüsselszenen hätten jedoch mehr Biss und weniger Beiläufigkeit benötigt.
Keinesfalls beiläufig musiziert hingegen das Tiroler Symphonieorchester unter Alexander Rumpf. Er lässt Korngolds geniale Partitur schillern, aufblühen und sorgt für eine aufwühlende Dauererregung. Leider mangelt es jedoch etwas an Klangkolorit.
In den extrem schwierigen Gesangspartien erlebt man Susanna von der Burg als Marietta: Strahlend in der Höhe, jedoch in den tiefen Lagen mit unschönem Tremolo behaftet, optisch völlig unvorteilhaft ausstaffiert und darstellerisch blass. Wolfgang Schwaninger ist ein ältlicher, hagerer Paul mit schönem, aber für die Rolle zu kleinem und zu wenig kraftvollem Tenor, der immer wieder an seine Grenzen stößt.
Schon etwas ausgesungen klingt Joachim Seipp als Frank, kräftig klingt Anna Maria Dur als Brigitta. Daniel Raschinsky singt Fritz mit schön gefärbtem Bariton, aber die Parade-Arie „Mein Sehnen, mein Wähnen“ mit viel zu wenig Ausdruck und Raffinement.
KURIER-Wertung: *** von *****
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