Zombies zu töten, ist Routinearbeit

Austin Amelio als Dwight in "The Walking Dead".
Die 7. Staffel der US-Serie geht ins Finale. Ein Gespräch mit einem Überlebenden.

Das Böse ist immer und überall. Mit den Worten der Ersten Allgemeinen Verunsicherung (EAV) könnte man die Geschichte von "The Walking Dead" vereinfacht zusammenfassen. Aber einfach ist bei der Geschichte, die vom Ende der Zivilisation erzählt, maximal der Serienausstieg, sprich: Serientod, der jeden Schauspieler und jede Schauspielerin treffen kann. Nichts und niemand ist sicher.

Die Serie, die seit 2010 in verlassenen Gegenden des US-Bundesstaats Georgia gedreht wird und auf einer Comicreihe von Robert Kirkman basiert, erfreut sich weltweit größter Beliebtheit: "The Walking Dead" rangiert hinter "Game of Thrones" auf Platz zwei der Liste mit dem am häufigsten illegal heruntergeladenen Serien, was ein Indikator für ihre Popularität ist. Aber auch auf legalem Weg sind viele Menschen dabei: In den USA sitzen pro Folge durchschnittlich 13 Millionen vor dem Fernseher; in Deutschland sind es zwischen 330.000 und 380.000 Zuschauern.

Sie sehen gerade, wie sich die Handlung der siebenten Staffel auf den großen Showdown (3. April) zuspitzt. Auf dem Weg dorthin blieben bereits einige liebgewonnenen Serienfiguren auf der Strecke. Schuld für deren Tod waren aber nicht die Zombies, die sich seit Serienstart lethargisch durch die Gegend jausnen.

Sie zu töten, ist für die Überlebenden oft nur noch lästige Routinearbeit. Wirklich gefährlich werden ihnen andere Menschen. Tja, selbst in der Postapokalypse schaffen sie es nicht, miteinander in Frieden zu leben. Und so wird geplündert und gemordet. Es geht um Waffen, Nahrung und die letzten Rohstoffe. Wer darüber die Kontrolle hat, schafft an.

Zombies zu töten, ist Routinearbeit
Gene Page/AMC

Härte

Neben diesem Macht- wie Überlebenskampf geht es in "The Walking Dead" aber auch um die großen Themen der Menschheit: um die Liebe, ums Lassen und Verlassenwerden, um Glauben und Hoffnung. So nähert sich die Serie oft gefährlich der Seifenoper an – mit dem Unterschied, dass hier viele eine schwierige Vergangenheit und nur wenige eine Zukunft haben. Aktuell gehört sie Negan (Jeffrey Dean Morgan), der seine Saviors seit Staffel sechs mit einem Baseballschlager namens "Lucille" durch entbehrungsreiche Zeiten führt. Mit welcher Härte er dabei vorgeht, bekam nicht nur die Gruppe rund um Langzeitüberlebenden Rick Grimes Ende der sechsten und Anfang der siebten Staffel auf die grausamste Weise zu spüren, sondern auch Dwight, dessen Gesicht von Negan mit einem Bügeleisen verbrannt wurde, weil der sich weigerte, ihm seine Geliebte zu überlassen.

Die Rolle von Dwight übernimmt der US-amerikanische Schauspieler Austin Amelio. Der KURIER traf ihm zum Gespräch.

KURIER: Warum schwört Dwight, den Sie in der Serie verkörpern, Negan noch immer die Treue?
Austin Amelio: Klar, Negan hat fürchterliche Sachen mit mir gemacht, aber auf der anderen Seite bin ich bei ihm sicher – vor der Welt, die draußen auf mich wartet. Ich habe ein Dach über dem Kopf, bekomme genug zum Essen und zum Trinken gibt es Bier. Natürlich gibt es zahlreiche Nachteile – ob man mit diesen Leben möchte, muss sich jeder selbst beantworten. Dwight hat noch keine endgültige Antwort gefunden.

Zombies zu töten, ist Routinearbeit
Austin Amelio as Dwight - The Walking Dead _ Season 7, Episode 3 - Photo Credit: Gene Page/AMC

Wie viel Zeit bleibt Ihnen noch für diese Antwort?
Wie lange man als Figur bei "The Walking Dead" überlebt, hängt davon ab, wie sehr einem die Drehbuchautoren mögen (lacht). Scherz beiseite, ich weiß es selber nicht, aber da ich im Comic, an dem sich die Serie mehr oder weniger orientiert, noch am Leben bin, hoffe ich doch stark, dass ich noch länger mitwirken darf.

Was macht die Serie aus Ihrer Sicht so erfolgreich?
Weil es sehr viele unterschiedliche Charaktere und Ebenen gibt. Es geht zum Beispiel schon länger nicht nur mehr darum, Zombies zu töten. Das ist Routinearbeit. Die Herausforderungen an die übrig gebliebene Menschheit haben sich gewandelt. Die Serie thematisiert, zu welchen Handlungen die Menschheit fähig ist, wenn es ums Überleben geht. Und welchen Stellenwert haben in dieser Situation noch Moral und Ethik?

Serienfans haben Dwight früh als Bösewicht abgestempelt. Wie böse ist er tatsächlich?
So einfach kann man das nicht sagen, denn die Entscheidungen, die Dwight trifft, sind im Kampf ums Überleben nachvollziehbar. Außerdem steht er unter der Kontrolle von Negan. Und der ist zu allem fähig, wie man nach der ersten Folge der siebenten Staffel weiß. Außerdem kämpft Dwight für eine Zukunft mit seiner Frau. Um dieses Ziel zu erreichen, geht er über Leichen. Das machen die vermeintlich Guten in der Serie aber nicht anders. Ricks Gruppe handelt genauso brutal, wie es Negan und seine Anhänger machen.

Kann man zwischen aktuellem politischen Geschehen und der Serie Parallelen ziehen?
Hier wie dort wollen Menschen anscheinend wieder jemanden an ihrer Seite, zu dem sie aufschauen können. Viele sehnen sich in komplizierten und unsicheren Zeiten nach einer Führungsperson. Krisenzeiten sind immer Zeiten, in denen der Ruf nach einem starken Mann Konjunktur hat. Das lehrt uns auch die Geschichte.

INFOS: Die Erfolgsserie "The Walking Dead" basiert auf der gleichnamigen Comic-Reihe von Robert Kirkman und erzählt die Geschichte einer Gruppe Überlebender, die sich nach einer Zombi-Apokalypse unter der Führung des Polizisten Rick Grimes auf die Suche nach einem sicheren Zufluchtsort macht.
Die aktuelle, siebte Staffel läuft hierzulande immer montags um 21 Uhr auf Fox via Sky. Die Serie ist danach über Sky-Ticket abrufbar. Das Staffelfinale ist am 3. April. Staffel acht startet im Herbst dieses Jahres.

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