Teresa Feodorowna Ries: "Soll alles dem jüdischen Volk gehören"

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Die Stadt Wien negierte den Letzten Willen der epochalen Bildhauerin, die den Holocaust überlebte: Sie restituierte deren Skulpturen - an sich selbst.

Es ist eine ungeheuerliche, geradezu skandalöse Geschichte. Im Mittelpunkt stehen eine faszinierende Frau – und einige ihrer Kunstwerke, die NS-Zeit, Krieg und Vandalismus überdauerten. Sie befanden sich jahrzehntelang in den Depots des Wien Museums. Und kein Kurator machte sich Gedanken darüber, ob sie rechtmäßig eingelagert waren. Wiewohl auch in Wien seit 1989 Provenienzforschung betrieben wird und der wichtigste Provenienzforscher der Stadt, Michael Wladika, sein Büro im Wien Museum hat.

Im Herbst 2018 allerdings stellte eine Studentin der Akademie der bildenden Künste Nachforschungen an. Und dann herrschte Nervosität. Wladika erstellte einen Bericht, datiert mit 4. Dezember 2019. Dieser bildete die Basis für die Entscheidung der Restitutionskommission. Zunächst stellte das Gremium fest, dass die gegenständlichen Objekte – es geht um ein Gemälde und vier Skulpturen – „als restitutionsfähig anzusehen sind“. Und vor einem Jahr, am 13. Dezember 2022, wurde die Empfehlung ausgesprochen, die fünf Werke „an die Museen der Stadt Wien“, also an das Wien Museum, „zu restituieren“. Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler „hat sich dieser Empfehlung angeschlossen“.

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Dies ist dem Restitutionsbericht 2022 zu entnehmen, der erst jetzt veröffentlicht wurde – nach der Wiedereröffnung des Wien Museums. Abgesehen davon, dass die Stadt an sich selbst restituiert, was wohl nicht den Intentionen der Kunstrückgabe entspricht: Der Bericht, auf den sich die Kommission zu verlassen hatte, ist fragwürdig.

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