Das Projekt von Stefan Kaegi und Caroline Barneaud will mit den Mitteln des (modernen) Theaters den teilnehmenden Menschen ihre Verbindung zur Natur bewusst machen.
Am Waldboden wachsen Unmengen von kleinen Bäumchen. Welches wird sich durchsetzen? Das ist eine der Fragen, die in der ersten von sechs Performances behandelt wird. In der von Rimini Protokoll bekannten Art der Expertenbefragung hat Stefan Kaegi eine formlose Interviewcollage – als säßen die Sprechenden auf einer Picknickdecke neben den Zuschauern – zusammengestellt.
Ein Kind fragt, ein Waldbesitzer, ein Meteorologe, eine iranische Musikerin und eine Psychologin antworten. Der Landwirt erzählt vom unterirdischen Pilz, der das Kommunikationssystem der Bäume ist. Der mit dafür verantwortlich ist, welcher der kleinen Bäume sich durchsetzen wird. Fast poetisch sagt der Waldbesitzer einmal, er freut sich auf seine Zukunft. Die Zukunft mit der von ihm bestimmten Mischung aus Bäumen in seinem Wald, nicht mehr jener seines Vaters und Großvaters.
An der nächsten Station (von Chiara Bersani und Marco D’Agostin) erfährt man im Text aus dem Lautsprecher vom ersten Para-Astronauten John McFall. In echt lernt man Yakut kennen, der sich aus dem Rollstuhl hebt und zu Tee mit Keksen einlädt. Man lernt, die geteilte Landschaft ist nicht für alle gleich zugänglich.
Nichts für Höhenängstliche ist die Performance von Begüm Erciyas und Daniel Kötter, in der man mittels VR-Brille im „Drohnenlift“ über die Wipfel fliegt. Danach setzen die beiden die Drohnen in einen politischen Zusammenhang mit dem Konflikt an der armenisch-aserbaidschanischen Grenze.
Hände reichen
Sofia Diaz’ und Vitor Roriz’ Aktion erinnert an Selbsterfahrungskurse mit Hände reichen im Kreis und „Ich tanze eine Wurzel“, weiß aber um die Existenz von zynischeren Menschen und hat daher auch augenzwinkernde Momente. Emilie Rousset arbeitet mit den Aussagen einer EU-Umweltlobbyistin und einer Vogelgesangskundlerin (dargestellt von einer Schauspielerin) und einer echten Landwirtin, Ilse, die im nagelneuen Traktor vorfährt.
Trompete hinterm Baum
Als Intermezzi gibt es Blasmusik, die sich den Themen Bäume bis Vögel annähert, die Musiker stehen einfach unvermittelt irgendwo im Gelände. Hier ist ein schöner Überraschungseffekt im Einklang mit der Natur vorhanden, der den faktischen Inhalten nicht immer gegeben ist. Die letzte Performance von El Conde de Torrefiel (ein Anklagemonolog von Mutter Natur) konnte am Freitag wegen des strömenden Regens nicht gespielt werden.
Besseres Wetter
Entschuldigung an den Feuersalamander, der sich von Natur-Paparazzi einkesseln lassen musste. Um weitere traumatisierende Begegnungen mit Städtern zu vermeiden, sollte er sich heute und noch nächsten Freitag bis Sonntag besser nicht herauswagen. Da findet „Shared Landscapes“ nämlich noch einmal statt. Laut aktueller Prognose bei besserem Wetter. Den Machern wäre es zu gönnen.
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