Stiehlt sich China seine Kunst zurück?

Laut Magazinbericht zielen Kunstdiebstähle in Europa auf Werke aus dem zerstörten Sommerpalast in Peking ab.

Kunst aus fernen Ländern kam einst auf vielerlei Arten in die europäischen Museen: Sie wurde gekauft, den hiesigen Monarchen geschenkt – oder schlicht geraubt.

Die Frage, ob man derart unrechtmäßig den ehemaligen Kolonien entzogene Kunst zurückgeben soll, hatzuletzt wieder Anschub bekommen – u.a. vom französischen Präsidenten Emmanuel Macron. Die Kulturschätze Afrikas könnten „nicht länger ein Gefangener europäischer Museen sein“, sagte er.  Und so begann das Warten darauf,  ob das Versprechen auch über die nächste Wahl hinaus hält.

Was aber, wenn nicht alle demütig darauf warten (müssen), dass die Europäer und Amerikaner gnadenhalber zurückgeben, was sie einst, nunja, mitgenommen haben? 

Denn auch wenn es die soeben in die Kleinstaaterei zurückkehrenden Europäer nicht gerne hören: Die weltweiten Machtverhältnisse haben sich in bestimmten Bereichen um 180 Grad gedreht. Längst haben die einen – die mit dem Öl – genügend Geld, um den Spieß umzudrehen. Und mit den Europäern alte Demütigungen und neue Rechnungen zu begleichen: Man demonstriert mit Moneten, wer heute mächtiger ist. 

Der immense Reichtum der Region fließt u.a. in Kunst. So bezeichnete Die Zeit den  spektakulären Louvre Abu Dhabi als „späte Rache des Südens am Norden“.Dort   hängt bald das 450 Millionen Dollar teure Da-Vinci-Gemälde Salvator Mundi. Scheicha al-Majassa bint Hamad bin Chalifa al-Thani aus Katar geht mit einer Milliarde Dollar jährlich weltweit Kunst kaufen.

Das Geräusch, das Sie im Hintergrund hören, sind die weinenden Kunstankäufer heimischer Museen, die mit einem lächerlichen Bruchteil davon auskommen müssen.

Aber  ein anderes neues Machtzentrum könnte für die Befreiung seiner „Kunstgefangenen“ einen noch spektakuläreren Weg gesuchthaben: China steht nun im Verdacht, die in den Westen entwendete chinesische Kunst einfach zurückzustehlen. Laut dem Magazin GQ erwecken Einbrüche in Museen  in Europa  oder auch in den schwedischen Königspalast den Eindruck, gezielt auf Kunst abgestellt zu sein, die von China zurückgefordert wird. Insbesondere auf die Stücke aus dem Alten Sommerpalast, der 1860 von Briten und Franzosen zerstört wurde.  

Und was  nun u.a in Paris  gestohlen wurde, taucht dann etwa bei einer Ausstellung in Shanghai wieder in China auf. Gestohlen? Ach, was. Dort steht man auf dem Standpunkt, dass diese Kunst ohnehin nie nach Europa gehört hätte.  Dass jetzt plötzlich die einstigen Kolonialherren die Bestohlenen sein könnten, hat geschichtlichen Witz – der noch dazu Hollywood-tauglich ist.

 

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