Groissböck erklärt Absage für Wotan in Bayreuth: "Eisdecke zu dünn"

VERLEIHUNG "ÖSTERREICHISCHER MUSIKTHEATERPREIS 2020": GROISSBÖCK
Vorerst kein Göttervater für den Star-Bass bei den Wagner-Festspielen. Der Österreicher musste auch für den "Ring" 2022 abwinken. Konieczny springt bei konzertanter "Walküre" ein.

Es traf die Bayreuther Festspiele kurz vor dem Start wie ein Donnerschlag: Der österreichische Star-Bass Günther Groissböck, der in diesem Jahr den Wotan in der „Walküre“ singen sollte, sagte seine Herzensrolle am Samstagvormittag ab - nur fünf Tage vor der Premiere am 29. Juli. „Er möchte hier in Bayreuth beste Qualität abliefern und durch die lange Corona-Pause kann er das nicht garantieren“, sagte Festivalleiterin Katharina Wagner am Samstag.

Die Absage gelte auch für seinen Auftritt als Wotan im „Ring des Nibelungen“. Die neue "Ring"-Inszenierung des Österreichers Valentin Schwarz war aufgrund der Corona-Pandemie auf 2022 verschoben worden. Die semikonzertante "Walküre" ist in diesem Jahr als eine Art Vorgeschmack gedacht - mit künstlerischer Bildgestaltung durch den Wiener Aktionisten Hermann Nitsch.

Das Rollendebüt als Wotan war seit Jahren als ein Karriere-Höhepunkt Groissböcks geplant. Es wurde auch als gemeinsames Projekt von ihm und Katharina Wagner angesehen. Der dichte  Probenplan am Grünen Hügel sah vor, dass am Tag nach der „Walküre“-Generalprobe vom Freitag bereits ein kompletter "Siegfried"-Durchlauf als Vorprobe für 2022 gespielt werden sollte.

Groissböck erklärt Absage

In einer Instagram-Botschaft erklärte Groissböck am Samstag seinen Fans und allen "Wagnerianer*innen", warum er die Rolle nicht in von ihm gewünschter Qualität liefern könne.

In der Corona-Pandemie habe seine Leistung gelitten, der "Austausch mit dem Publikum" sei für ihn ganz fundamental, um zu voller Form auflaufen zu können. Die Regelmäßigkeit des Trainings sei einfach nicht gegeben. Bei der Generalprobe habe er gemerkt, "es geht gar nicht schlecht", aber es sei "eine Eisdecke, die mir zu dünn ist", erklärte Groissböck, der um Verständnis bat und sich mit "bis bald" verabschiedete.

Seine anderen Engagements auf dem Grünen Hügel, wo er in diesem Jahr unter anderem noch den Landgraf Hermann im „Tannhäuser“ und den Nachtwächter in den „Meistersingern von Nürnberg“ singt, will Groissböck erfüllen.

"Noch nicht im Wettkampfmodus"

"Wieder mal ein schwerer GAU am Grünen Hügel", schreibt die Tageszeitung die Welt. Sie zitiert den Niederösterreicher selbstkritisch: „Ich bin augenblicklich noch nicht wieder voll im Wettkampfmodus. Die Zeit hat mir doch schwerer zugesetzt, als ich dachte". Groissböck verwies darauf, dass seine letzte Vorstellung vor einem vollbesetzten Haus im September 2020 der Fiesco im "Simon Boccanegra" an der Wiener Staatsoper gewesen sei.

Sänger-Kollege und Mörbisch-Intendant Peter Edelmann antwortete auf Instagram: "Jawohl bis bald. Hut ab vor deiner Ehrlichkeit und Selbstkritik! Kommt Zeit kommt Rat…..und Tat! Der Wotan kann auf dich warten…"

Konieczny springt ein

Zur Tat schreitet nun der aus Wien bestens bekannte polnische Bass Tomasz Konieczny.  Er wurde am Montag als Ersatz-Göttervater für die "Walküre" angekündigt.

Die diesjährigen Wagner-Festspiele in Bayreuth wurden am Sonntag mit der Premiere für den "Fliegenden Holländer" eröffnet.

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