Stallone und Schwarzenegger: Verdammt zum ewigen Heldentum
Die bittere Wahrheit: Die Einspielergebnisse sind schwach. 29 Millionen Dollar (26 Millionen Euro) hat der neue „Terminator“ am ersten Wochenende eingespielt – gekostet hat er 185 Millionen. Das Branchenblatt Variety urteilte gnadenlos: „Es ist eine in die Jahre gekommene Reihe mit in die Jahre gekommenen Schauspielern.“
Der neue „Rambo“ spielte bis jetzt weltweit 60 Millionen Dollar ein. Auch nicht gerade großartig – aber er kostete auch nur 50 Millionen.
Brillenlos
Eine der besten Szenen im Film „Terminator 6 – Dark Fate“ ist diese: Arnold Schwarzenegger, 72, tritt als alt gewordener Terminator noch einmal seinen Dienst an, um die Menschheit vor der Diktatur der Maschinen zu schützen. Mit sicherem Griff streckt er die Hand nach der schwarzen Sonnenbrille aus, die ihn zwar nicht körperlich, aber doch stilistisch unverwundbar macht. Kurz denkt er nach, dann legt er die Sonnenbrille wieder weg.
Mit einer einzigen Geste sagt seine Figur damit: Ich bin nicht mehr cool genug. Meine Zeit ist vorbei.
Vortritt den Frauen!
Arnold dreht auch sein berühmtestes Zitat um. „Meine Vergangenheit hat mich eingeholt“, sagt er. „And I won’t be back.“ Den legendären Satz darf in „Dark Fate“ die schlicht umwerfende Linda Hamilton sagen: „I’ll be back.“ Ganz ohne steirischen Akzent, übrigens.
Arnold Schwarzenegger zeigt in dem neuen Terminator-Film, wie man als Actionheld würdevoll und stilbewusst abtritt: Man lässt den Frauen den Vortritt. „Dark Fate“ ist tatsächlich ein Actionfilm, in dem drei Frauen die zentralen Rollen spielen.
Da ist die schon erwähnte Linda Hamilton, die ihr wahres Alter (sie wurde kürzlich 63) keine Sekunde verleugnet, dennoch grandios durchtrainiert aussieht und 35 Jahre nach ihrem Auftritt in „Terminator 2“ noch einmal überzeugend die unbeugsame, diesmal sehr rachsüchtige Sarah Connor spielt.
Da ist die sensationelle Mackenzie Davis als mysteriöse Grace, die als Mensch-Maschine-Zwitterwesen für das Gute kämpft.
Und da ist die Kolumbianerin Natalia Reyes, von deren Überleben die Zukunft der Menschheit abhängt.
Warum Arnold Schwarzenegger – dessen Figur sich am Ende von Teil 2 je selbst zerstörte – jetzt als gealterter Terminator-Pensionist ein Haus im Wald von Texas (samt Familie) bewohnt und mit Textilwaren handelt, kann auch das beste Drehbuch nicht logisch erklären. Aber es bereitet Schwarzenegger – abgesichert durch viel trockenen Humor – einen Abgang mit Stil und Eleganz.
Vortritt dem Messer!
Zwei Staaten weiter – in Arizona – hat sich Sylvester Stallone in „Rambo: Last Blood“ zur Ruhe gesetzt. Wie Schwarzenegger bewohnt er ein einsam gelegenes Haus (mit ziemlich umfangreichem Waffenlager), das er nur manchmal zu Pferd verlässt, um verirrte Wanderer zu retten. Als seine Zieh-Enkelin in die Fänge eines Menschenhändler-Kartells gerät, greift er noch einmal zu Messer und Artillerie, um die Bösen vom Erdboden zu tilgen.
„Rambo: Last Blood“ – und das ist der große Unterschied zu „Terminator 6“ – ist ein bemerkenswert unsympathischer Film, voller absurd überzeichneter Gewalt. Am Ende nagelt Rambo den Oberbösen mit vier Pfeilschüssen ans Kreuz (bzw. eine Holzwand), zückt das Messer, knurrt „So fühlt es sich an“ und schneidet dem Fiesewicht den Leib auf.
Im Unterschied zu Schwarzenegger – dessen Figur ihr Alter nicht verleugnet – lässt Stallone die Muskelgebirge spielen. Der 73-Jährige metzelt seine weniger als halb so alten Gegenspieler im Dutzend ab, und zwar so schnell, dass man gar nicht dazu kommt, sich zu fragen; Wie macht das der alte Mann?
Dazu sagt er Sachen wie „Ich will, dass du meinen Zorn spürst und meinen Hass, wenn ich dir in den Brustkorb greife, um dir das Herz rauszureißen.“ Was er dann auch macht. „Männer wie er ändern sich nicht“, heißt es an einer Stelle, „sie werden nur schlimmer“. Und dieser Vorgang macht „Last Blood“ zum übelsten Teil der Serie.
Stallone hat tausend Eide geschworen, dass jetzt Schluss ist mit Rambo. Ob man ihm glauben darf? Ganz am Ende des Films schaut Rambo auf rauchende Trümmerhaufen und Leichenberge und sagt: „Alle, die ich geliebt habe, sind tot. Doch ich werde weiterkämpfen, um ihre Erinnerung am Leben zu erhalten. Für immer.“
Gefährliche Drohung
Man darf das als Drohung werten. Rocky, Stallones zweite Lebens-Rolle, möchte aufhören, aber er kann nicht. Rambo möchte gerne sterben, aber er darf nicht.
Zu erwarten ist, dass Rambo noch als Mitneunziger Bösewichte jagen wird. Mit Würde hat das schon lange nichts mehr zu tun.
Aber vielleicht wird Würde im Alter ohnehin überbewertet. Fragt doch einmal die Rolling Stones oder Richard Lugner, was sie davon halten.
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