Filmkritik zu "Terminator: Dark Fate": Er ist zurück – und sie auch
Nicht nur Terminator ist zurück, sondern auch James Cameron. Der Schöpfer der Actionkino-Klassiker „Terminator“ und „Terminator – Tag der Abrechnung“ hat nach knapp zwanzig jähriger Cyborg-Abstinenz sein Comeback im Terminator-Territorium angetreten. Und wenn schon nicht in der Rolle des Regisseurs, dann zumindest in der des Co-Drehbuchautors und Produzenten.
„Terminator: Dark Fate“ setzt exakt dort an, wo Camerons zweiter Terminator-Teil, „Tag der Abrechnung“, geendet hat und liefert die bisher beste Fortsetzung des Franchise. Das ist insofern kein größeres Kunststück, als die Teile drei bis fünf ohnehin als sehr durchwachsen beurteilt wurden. Teil sechs aber überzeugt als rasant erzählter, durchwegs unterhaltsamer „Back to the Basics“-Terminator, als solider Thriller und als furiose Spezialeffekt-Orgie mit Verfolgungsjagden und Blechschäden.
Arnold und Linda
Arnold Schwarzenegger liefert einen selbstironischen, witzigen Aufguss seiner Paraderolle als Cyborg-Modell T-800 und sieht im Vergleich mit dem neuesten, fluiden Kampfroboter etwas rostig aus. Nichts an Strahlkraft verloren hat die umwerfende Linda Hamilton: Erstmals seit „Terminator – Tag der Abrechnung“ kehrt sie in ihrer ikonischen Rolle als Sarah Connor zurück. Sarah soll gemeinsam mit einer Supersoldatin namens Grace eine junge Mexikanerin schützen.
Doch auch die Supersoldatin ist ... super. Die blonde, kampfeslustige Mensch-Maschinen-Mischung wird von der Kanadierin Mackenzie Davis gespielt und ist als Action-Heldin eine echte Entdeckung.
Die, die gerettet werden muss, heißt Dani und lebt in Mexiko City, als plötzlich ein Flüssigmetall-Terminator aus einer neuen Cyborg-Generation auftaucht. Er wurde aus der Zukunft auf Dani angesetzt, um sie – ähnlich wie Jahrzehnte zuvor Sarah Connor – zu vernichten.
Grob gesprochen, ist „Dark Fate“ ein naher Verwandter seiner beiden Cameron-Vorgänger, obwohl „Deadpool“-Regisseur Tim Miller Regie geführt hat. Konzentriert fetzt die Handlung vor sich hin, beschränkt sich auf knapp 48 Stunden in der Gegenwart und vermeidet – abgesehen von wenigen Rückblenden – verwirrende Zeitreisen. Die drei Heldinnen und ihre kombattanten Fähigkeiten werden in gewohnt beschleunigten, manchmal allzu ausufernden Action-Spektakeln zu Wasser, zu Land und in der Luft auf die Probe gestellt.
Vintage-Model
In Anlehnung an die Cameron-Originale steigen gleich zu Beginn feindliche Roboter am Meeresstrand über menschliche Skelette, die offenbar in der apokalyptischen Zukunft im Kampf gegen die Killermaschinen ihre Köpfe verloren haben. Doch in der Gegenwart lässt sich die Zukunft neu schreiben. Das ist zumindest unser aller Hoffnung, und dieses Credo verfolgt auch das attraktive Frauen-Trio mit umsichtiger Schlagkraft – allen voran die unermüdliche Grace und ihr Senior Advisor, Sarah Connor.
Leider kann das neue Killer-Cyborg-Update – flüssig gespielt von Gabriel Luna mit unbeweglicher Miene – bei weitem mehr als noch Arnold Schwarzeneggers altmodische T-800-Vintage-Version.
Die neue Kampfmaschine sieht aus, als würde man mit Teer Blei gießen. Schwarze, zähe Flüssigkeit verfestigt sich zu bizarren Formationen und durchbohrt mit scharfen Tentakeln ihre Gegner. Natürlich kann sich dieser Terminator auch mit dem Körper anderer Menschen tarnen und deren texanischen Akzent nachahmen. „Man bekämpft ihn nicht, man flüchtet vor ihm“, belehrt Grace ihre Mitstreiterinnen, denn der neue Terminator gilt praktisch als unbesiegbar.
Windel wechseln
Es dauert eine gute Stunde, bis Arnold Schwarzenegger seinen ersten Auftritt als Terminator-Pensionist Carl absolviert. Schwarzeneggers Erscheinen ist durchwegs charismatisch und auch für die Kampfhandlung essenziell, trotzdem bewegt sich T-800 sympathisch moderat im Schatten der Frauen. In seinem Inneren ist Carl zwar immer noch Terminator-Oldie geblieben, hat aber auch überraschende Eigenschaften eines Familienvaters gelernt: „Ich kann Windeln wechseln und gut zuhören“, versichert Carl der verblüfften Sarah Connor, die ihm ohnehin am liebsten das Licht ausblasen würde: „Außerdem bin ich ausgesprochen witzig.“
Ausgesprochen witzig ist aber vor allem Schwarzeneggers unverkennbares Austro-Englisch, das er unbeirrt im emotionstoten Cyborg-Sprech vorträgt. Fast greift er auch zu seiner angestammten, schwarzen Sonnenbrille, lässt es dann aber in letzter Sekunde doch lieber bleiben. Dazu ist er nicht mehr cool genug – und die 80er Jahre sind auch vorbei.
Apropos 80er Jahre: Obwohl fleißig das nostalgische Feeling von Camerons Actionkino bedient wird, fühlt man den Geist der Gegenwart und ein Bewusstsein für empfindliche Geschlechter- und Politikverhältnisse. Es ist wohl kein Zufall, dass Dani, die „neue“ Sarah Connor, eine Mexikanerin ist und beim illegalen Übertritt an der US-Grenze in Gefängniszellen landet, die an Raubtierkäfige erinnern und Schauplatz von Kampfhandlungen werden.
Die geballte Kampfkraft der schönen Frauen-Riege spricht ohnehin für sich.
Übrigens: Sollten die Kinokassen weidlich klingeln, kann sich James Cameron eine neue Terminator-Trilogie, sprich, weitere Filmfortsetzungen vorstellen.
Dann hieße es gleich noch zweimal: „I’ll be back.“
Und das wäre vielleicht doch etwas zu viel des Guten.
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