"Sprayer von Zürich": Vom Verurteilten zum Kunst-Star

Der Prozess - exhibition of Harald Naegeli in Duesseldorf
Harald Naegeli wird in seiner Heimat mit einem hochdotierten Kunstpreis ausgezeichnet. Außerdem werden ältere Werke in den Kunstbestand aufgenommen.

Die Stadt Zürich ehrt den "Sprayer von Zürich" Harald Naegeli (80) mit ihrem mit 50.000 Franken (47.100 Euro) dotierten Kunstpreis 2020. Zudem werden seine älteren Werke in Parkhäusern in den Kunstbestand aufgenommen. In einer Aussendung der Stadt wird Naegeli als "künstlerische Ausnahmepersönlichkeit" bezeichnet. Aus heutiger Sicht sei er ein Pionier.

Auch in jüngster Zeit war Naegeli aktiv: Während des Corona-Lockdown tauchten mehrere Graffiti mit Totentanz-Motiven an privaten und öffentlichen Bauten auf. Naegeli dürfe bei diesen als Urheber angenommen werden, schreibt der Stadtrat weiter. Auch eine Auswahl dieser neuen Werke soll in den Kunstbestand aufgenommen werden - allerdings nur jene, die Naegeli an öffentlichen Gebäuden anbrachte. Bei den Motiven an Privathäusern können die Eigentümer selber entscheiden, was sie damit machen.

"Wer nicht Naegeli heißt, erhält keinen Kunstpreis"

Die Stadt betont in ihrer Mitteilung aber, dass der Umgang mit illegalen Graffiti grundsätzlich aber der gleiche bleibe. Kurz: Wer nicht Naegeli heißt, erhält von der Stadt keinen Kunstpreis - sondern ein Strafverfahren wegen Sachbeschädigung.

ARCHIVBILD: KUNST, KUENSTLER, ATELIER

Auch Naegeli selber kam in seiner Vergangenheit des Öfteren mit dem Gesetz in Konflikt, das letzte Mal erst vor wenigen Wochen, als er am Kunsthaus Zürich und an einem Schulhaus seine Figuren anbrachte. Das Kunsthaus entschied sich aber, die anfänglich eingereichte Strafanzeige wieder zurückzuziehen.

Die Sprayereien am Kunsthaus wurden jedoch entfernt. Noch da sind die Figuren am Schulhaus, für die er vom Kanton ebenfalls eine Strafanzeige wegen Sachbeschädigung kassierte.

Juristisch verfolgt seit Ende der 70er

Naegeli erlangte Ende der 1970er-Jahre Berühmtheit, als er nachts und anonym die sauberen Wände Zürichs mit 400 bis 600 langgliedrigen Strichfiguren bemalte. Mit diesen Provokationen löste er einen Riesenwirbel aus und wurde juristisch verfolgt.

1981 verurteilte ihn das Zürcher Obergericht wegen Sachbeschädigung zu neun Monaten Gefängnis und einer saftigen Buße. Naegeli floh nach Deutschland und malte dort weiter. Aus dem "Sprayer von Zürich" wurde ein international bekannter Künstler.

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