Wo Qualität und Quote passen

Wo Qualität und Quote passen
Orchestervorstand Clemens Hellsberg über das Sommernachtskonzert.

Es ist ein weit verbreitetes Vorurteil, dass Qualität und Quote, höchster künstlerischer und Massen-Anspruch, Ereignis- und Event-Charakter nicht zusammenpassen. Die Wiener Philharmoniker widerlegen das jedes Jahr – nicht nur mit ihrem Neujahrskonzert, sondern seit 2004 auch mit dem Open-Air-Konzert in Schönbrunn.

Etwa 100.000 Besucher kommen seither alljährlich zu dem Gratis-Konzert in den Schlosspark, in manchen Jahren waren es sogar schon mehr. Womit die Wiener Philharmoniker wohl die einzige künstlerische Institution Österreichs ist, die so viele Menschen in Bewegung und in Begeisterung(ver-)setzen kann.

Um 20.30 Uhr soll es am Donnerstag in Schönbrunn beginnen, sofern das Wetter hält. Ausweichtermin wäre Sonntag. Trotz aller Wetterkapriolen, die schon in den vergangenen Jahren ausgerechnet im Zeitraum dieses Konzertes zu beobachten waren, gab es bisher ein einziges Mal eine Verschiebung. "Zwei Mal hatten wir Traumwetter, zwei Mal war es schön, ansonsten entweder schlecht oder sehr schlecht", sagt Orchestervorstand Clemens Hellsberg.

Hommage an Strauss

Wo Qualität und Quote passen
epa04160269 Vienna Philharmonic Chairman Clemens Hellsberg reacts during the announcement that the Birgit Nilsson Prize 2014 will be awarded to the Vienna Philharmonic Orchestra, in Vienna, Austria, 09 April 2014. The international music prize giving ceremony will take place in Stockholm, Sweden, 08 October. Birgit Nilsson (seen in back) was a Swedish dramatic soprano (1918-2005). EPA/HERBERT NEUBAUER
Heuer stehen zwei Werke des Jahresregenten Richard Strauss, der vor 150 Jahren geboren wurde, auf dem Programm: Dessen Burleske für Klavier und Orchester in d-Moll (Solist ist Lang Lang) sowie "Till Eulenspiegels lustige Streiche" (op. 28). Dazu spielen die Wiener Philharmoniker zwei Stücke von Hector Berlioz: Die Ouvertüre "Le carneval romain" sowie jene zur Oper "Benvenuto Cellini". Sowie die Symphonische Dichtung "Mazeppa" von Franz Liszt.

Wie es zu diesem Programm kam? "Neben Mozart, Beethoven und Wagner, den wir ja im Vorjahr gewürdigt haben, waren Berlioz und Liszt Heroen von Strauss. Beide Komponisten hatten auch eine Verbindung zu unserem Orchester: Sie haben die Wiener Philharmoniker enorm geschätzt und auch selbst dirigiert."

Dass auch bei einem Open-Air-Konzert höchste künstlerische Ansprüche gelten, ist für Hellsberg selbstverständlich. "Es darf auf keinen Fall ein 08/15-Programm sein. Auch Besucher, die noch nie in einem anderen Philharmoniker-Konzert waren, würden sofort merken, wenn man sie nicht ernst nimmt." Man wolle daher ein Programm bieten, das es jederzeit auch in einem Konzertsaal geben könnte.

Dirigent ist heuer Christoph Eschenbach. Hellsberg: "Dafür gibt es viele Gründe. Wir haben oft miteinander gearbeitet. Eschenbach ist sehr Strauss-affin. Und er hat auch oft mit Lang Lang musiziert. Das ist eine tolle Kombination."

Wo Qualität und Quote passen
epa03653122 Chinese pianist Lang Lang performs on stage during a concert in Zurich, Switzerland, 07 April 2013. EPA/WALTER BIERI
Etwa 80 Länder werden das Konzert heuer übertragen (ORF 2 live zeitversetzt ab 21.05), damit rückt es in die Nähe des Neujahrskonzertes. "Das war immer die Traumvorstellung: Ein zweitesNeujahrskonzert im Sommer", sagt Hellsberg.

Die Kosten dafür betragen weit mehr als eine Million Euro, weniger als ein Drittel davon erhalten die Wiener Philharmoniker als Subvention. Am Ende steht also ein finanzielles Defizit, aber ein großer musikalischer Gewinn.

Hellsberg selbst ist seit 1997 Vorstand des Orchesters, Mitte Juni kommt es bei der Hauptversammlung wieder zur Wahl der Führung. Wie schaut diesbezüglich die Zukunft aus? Hellsberg lacht: "Da kann ich nur wie ein Politiker antworten: Da geht es um den Willen der Wählerschaft, die Entscheidung liegt beim Plenum."

Wetter: Am Donnerstag bringt eine Kaltfront vor allem im Norden und Osten teils kräftigen Regen mit sich, die Gefahr von Muren und Überschwemmungen steigt. Am freundlichsten wird es im Süden des Landes, hier steigen die Temperaturen gegen 22 Grad, sonst werden nur 10 bis 19 Grad erreicht.

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