"So Sad So Sexy": Lykke Li ist immer noch so schön traurig

"So Sad So Sexy": Lykke Li ist immer noch so schön traurig
Auf „So Sad So Sexy“ setzt die schwedische Poptragödin auf angesagte Beats – und gewohntes Leid.

Zehn Jahre nach ihrem famosen Debütalbum „Youth Novels“ und Songs wie „I Follow River“, mit denen sie von Schweden aus die Welt erobern konnte, erscheint nun das vierte Studioalbum von Lykke Li. Es heißt „So Sad So Sexy“ und beweist mit jedem der zehn Songs, dass die 32-jährige Schmerzensfrau ein Ohr, ein Gefühl, ein goldenes Händchen für außergewöhnliche Popsongs hat. Für das Werk hat sich die mittlerweile in Kalifornien lebende Sängerin mit der zerbrechlich-schönen Stimme von aktuellen Strömungen beeinflussen und von namhaften Songwritern passende Arrangements auf den Leib schneidern lassen. Dabei wusste sie aber im ganz genau, wohin musikalisch die Reise gehen soll. Tja, einen Plan davon zu haben, was man will – und nicht will –, kann im Leben oftmals ein entscheidender Vorteil sein.

Verweht

Die Liste von Lykke Lis Helfer liest sich dann wie ein „Who is who“ des Gegenwartspop: Ex-Vampire-Weekend-Mitglied Rostam ist ebenso dabei wie Malay, der schon Frank Ocean produzierte, und Ilsey Juber, Komponistin für Beyoncé. Sie ersetzten den Indie-Pop-Folk vergangener Tage durch traumwandlerische, zurzeit sehr angesagte Trap-Beats, wattebauschig-luftige Keyboardsounds und Rap-Einlagen. Diese neue Mixtur geht nicht immer auf – etwa in „Jaguars In The Air“ und „Sex Money Feelings Die“. Allesamt gefällige Nummer, die aber zu plastisch, zu sehr in Richtung Charts-Einheitsbrei gebügelt wurden. In anderen Stücken findet man es aber wieder: das Besondere, Mystische – diesen wehmütigen Nachhall, an dem auch bereits David Lynch Gefallen gefunden hat. Der Twin-Peaks-Schöpfer hat nämlich 2013 gemeinsam mit Lykke Li „I’m Waiting Here“ aufgenommen, eine Sehnsuchtsballade, die die zerbrechliche, schwermütige, verträumte Seite der Sängerin gut auf den Punkt bringt. Auch auf „So Sad So Sexy“ finden sich solche unter die Haut gehenden Momente.

„Utopia“, dass das Album beschließt und in dem Lykke Li sich an ihre Kindheit erinnert, ist so einer. Das dazugehörige Video zeigt alte, vergilbte Aufnahmen aus dem Privatarchiv. In Kombination mit dem sich direkt ins Herz eiernden Orgelsound, einer im Hall verwehten Gitarrenmelodie und schluchzenden Rhythmen gelingt es ihr, große Emotionen zu erzeugen: „If there's a bomb in your heart, I'll disarm it / If you want it, then I want it“. Ja, ich will!

Marco Weise

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