Salzburger Festspiele: Corona-Fall bei "Jedermann"-Premiere
Im Sommer 2020 schafften die Salzburger Festspiele das schier Unmögliche: Als fast einziges großes Festival weltweit konnten sie stattfinden, und es gab keinen einzigen Corona-Fall bei den Besuchern oder den Künstlern. Schon die erste Aufführung 2021 hat diese Bilanz getrübt.
Gleich bei der umjubelten Premiere des „Jedermann“ am Samstagabend gab es einen Corona-Fall im Publikum. Ein Besucher – voll immunisiert, wie die Festspiele betonen – wurde tags darauf positiv getestet. 44 weitere Besucher werden daraufhin als Kontaktpersonen geführt, das Contact Tracing lief an, ließen die Festspiele wissen.
Maskenpflicht ab Dienstag
Und der Festspielsommer hat sich dadurch schlagartig verändert – vom unbeschwerten hin zum Corona-geprägten. Denn ab Dienstag ist das Tragen einer FFP2-Maske bei den Aufführungen der Salzburger Festspiele für die Besucher verpflichtend.
Österreich war in der Kulturöffnung Vorreiter: Seit Anfang Juli gab es für Indoor- und Outdoorveranstaltungen dort, wo die 3-G-Regel gilt, keine Einschränkungen bei Besucherzahlen sowie weder Maskenpflicht noch Abstandsregeln. Manch internationaler Kritiker und auch manch ein Besucher thematisierten das maskenlose Publikum im Großen Festspielhaus, in das der „Jedermann“ wegen des zerstörerischen Regenwetters in Österreich verlegt werden musste.
„Im Saal gelten keinerlei Abstandsregeln mehr, die Masken fallen von den Gesichtern“, hielt etwa die Neue Zürcher Zeitung fest. Der Besucher aus Deutschland – wo es Einschränkungen bei der Besucherkapazität gibt – „staunt über die Entspanntheit der Festivalleitung bei der Seuchenprävention“, hieß es in der Abendzeitung.
Diese Entspanntheit ist nun zumindest eingeschränkt.
Der Salzburger Vorfallklinkt sich ein in eine öffentliche Debatte über die Öffnungen, die sich derzeit wandelt (siehe Seite 3), auch in Hinblick auf Kulturveranstaltungen. Bereits vorige Woche war das Frequency-Festival in St. Pölten abgesagt worden. Damals hieß es noch, dass Theater- und Opernaufführungen wie etwa in Salzburg vergleichsweise wenig Risiko einer Ansteckung bergen.
Auch in Salzburg gab es im Vorfeld Diskussionen über die Durchführbarkeit der Festspiele, wie Präsidentin Helga Rabl-Stadler und Intendant Markus Hinterhäuser jüngst im KURIER sagten. „Auch bei uns waren nicht alle Mitarbeiter der Meinung, dass man spielen muss. Aber da muss man sie einfach einschwören auf das gemeinsame Ziel“, sagte Rabl-Stadler. Und Hinterhäuser: „Wir alle müssen lernen, mit dem Virus umzugehen. Wenn wir das nicht tun, haben wir verloren. Wir haben daher einen ‚normalen‘ – was auch immer das heißen mag – Festspielsommer geplant.“ Die neue Normalität heißt nun: Zum „Jedermann“ nur mehr mit Maske.
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