„Möglicherweise ist das Aufbewahren nicht länger die zentrale Aufgabe von Museen“, liest man etwa in Zinnenburg Carrolls Buch „Mit fremden Federn“, das die Geschichte des Kopfschmucks, der in der Nahua-Sprache als „Quetzalapanecáyotl“ und in Spanisch als „Penacho“ bekannt ist, breit auffächert (Mandelbaum Verlag).
„Es geht nicht darum, dass das Materielle aufgelöst wird“, erklärt die Forscherin dazu. „Aber wir sind in einer Sackgasse, und es braucht Vermittlung zwischen der Konservierungswissenschaft und den Leuten, die diese Objekte kennen, benützen und verstehen.“ Im Fall des Penacho, sagt Zinnenburg Carroll, sei „eine neue Studie zur Transportfähigkeit fällig“: Das letzte, 2012 vorgelegte Gutachten, das dem Objekt extreme Fragilität bescheinigte und so alle Debatten über dessen Ortswechsel (vorläufig) beendete, sei „unter politischem Druck gestanden“. Seither habe sich die Transporttechnologie verbessert: „Es kann eigentlich nicht sein, dass das für diese Federn nicht entwickelt werden kann.“
Ein parlamentarischer Entschließungsantrag für eine solche Studie, 2022 von der SP-Mandatarin Petra Bayr eingebracht, blieb bisher ohne Folgen. Weltmuseums-Chef Jonathan Fine hielt bei einem KURIER-Gespräch im November an den bisherigen Erkenntnissen fest. Allerdings haben Aktivisten für 2023 bereits mehrere Aktionen zur Rückforderung angekündigt, das 700-Jahr-Jubiläum der Erbauung der Aztekenhauptstadt Tenochtitlan im Jahr 2025 gilt als „Zieldatum“.
Zinnenburg Carroll selbst fordert „kreative Lösungen“, die nicht zwingend eine Rückgabe sein müssen. „Es ist nicht mein Anliegen, das so schwarz-weiß zu argumentieren“, sagt sie. „Die Frage ‚wohin mit diesem Objekt?‘ müsste auch weiter gedacht werden als bis zum mexikanischen Nationalmuseum – dieses ist für Indigene nicht wirklich ein Gewinn.“
Das Problem, findet die Austro-Australierin, sei schon beim Quetzal-Vogel, dessen Federn für den Schmuck verwendet wurden, angelegt: „Für viele Menschen, die sich mit diesem Objekt beschäftigen, wird es irgendwann ein Problem, dass sie sich selbst mit ihm schmücken. Vielleicht kann man nachdenken, was es noch geben könnte außer dem Aufmerksamkeitsgewinn durch dieses funkelnde Ding.“ Eine Lösung müsse jedenfalls viele Akteure einbinden: „Es sollte nicht eine Person diese Krone tragen, das ist zu gefährlich“, sagt Zinnenburg-Carroll. „Es ist das Herr-der-Ringe-Problem.“
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