Richard Russo: Wo die Alleingelassenen daheim sind

Richard Russo: Wo die Alleingelassenen daheim sind
Pulitzerpreisträger Russo ist Spezialist für die schäbigen Ränder des amerikanischen Mittelstandes

Jeden Morgen kommt Wild Bill beim Hintereingang des Mohawk Grills hereingesaust und schaut, dass er ein paar Würstchen abstauben kann. Zu Weihnachten hat Harry ihm ein ganzes Frühstück mit Eiern, Speck und Pan Cakes gemacht. Hat er aber nicht so gut vertragen. Wild Bill ist nicht ganz richtig im Kopf, Harry ist der Einzige, der auf ihn schaut. Früher, sagt man, soll Bill ein ganz normaler Bursch gewesen sein.

Irgendwas muss passiert sein in dieser Kleinstadt, die einst dank ihrer Lederindustrie florierte. Langsam kommt man drauf, dass die Gerbereien und das verschmutze Wasser schuld daran sein könnten, dass die Krebsrate hier so hoch ist und vielleicht auch daran, dass Bill nicht ganz richtig ist. Forellen gibt’s im Fluss auch schon lange keine mehr. Das Leder ist unterdessen nicht mehr gefragt, die Gerbereien und Handschuhgeschäfte haben nach und nach alle entlassen. Man hat die Stadt vergessen.