Riccardo Muti im Musikverein: Tragische Rückblicke und Zeichen der Hoffnung
Mehr als 40 Konzerte für nur jeweils 100 Besucher hat Intendant Thomas Angyan im Musikverein zum Finale seiner 32-jährigen Ära trotz Corona noch auf die Beine gestellt. Allesamt hochkarätige Veranstaltungen, wie am Wochenende wieder zu erleben war.
Gleich zwei Konzerte – eines für die Gesellschaft der Musikfreunde und eines im eigenen Namen – gaben die Wiener Philharmoniker im Goldenen Saal, mit Stardirigent Riccardo Muti am Pult.
„Es ist unfassbar. Wir haben so liebevolle Partner. Danke an den Musikverein, danke an Maestro Muti, danke auch an unser Abo-Publikum. Wir sind eine Familie, und das hat mich zutiefst berührt“, erklärte denn auch eingangs Philharmoniker-Vorstand Daniel Froschauer.
Und zutiefst berührend war danach auch das Konzert der Wiener Philharmoniker mit Riccardo Muti. Die vierte Symphonie von Franz Schubert (c-Moll), also die so genannte „Tragische“, bildete den Auftakt. Wie Muti sowie die exzellenten Damen und Herren am Podium (alle wurden übrigens negativ getestet) diesen Schubert realisierten, war fabelhaft.
Extrem nuanciert, unendlich feinsinnig in all seinen Facetten, aber auch in tiefster Nachdenklichkeit erstand dieses Werk, das Schubert 1816 anlässlich einer ganz Europa betreffenden Naturkatastrophe (ein Vulkanausbruch gefolgt von Dürre, Missernte, Wirtschaftskrise und einem „Jahr ohne Sommer“) verfasste.
Heutige Symbolik
Genial, wie Muti und die Philharmoniker dieses Stück ins Heute holten – so als wäre es erst anlässlich der Corona-Pandemie entstanden. Im jubelnden Finale aber wurde die Krise strahlend überwunden. Was für ein Symbol!
Passend dazu folgte ein Ausblick auf bessere Zeiten. Genauer gesagt auf das Neujahrskonzert der Philharmoniker, das Muti am 1. Jänner 2021 zum sechsten Mal dirigieren wird. Fulminant etwa die „Margherita Polka“ von Josef Strauß – sie wird erstmals bei einem Neujahrskonzert erklingen. Da passte einfach alles, da konnten die Philharmoniker und Muti all ihre Qualitäten ausspielen.
Wie natürlich auch beim „Frühlingsstimmen“-Walzer von Johann Strauß Sohn, der in unglaublicher Schönheit und Virtuosität das würdige Finale bildete. Das letzte Wort – nach stehenden Ovationen – aber hatte Riccardo Muti. „Die Wiener Philharmoniker sind ein Schatz, den es zu bewahren gilt. Dieses Virus kann uns ökonomisch schaden. Der Musik und der Kunst aber darf es nicht schaden. Dafür müssen wir uns einsetzen.“
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