Regierung übernimmt Ausfallskosten für österreichische Film- und Seriendrehs
Eine große, letzte Hürde für die Wiederaufnahme von Dreharbeiten für Film, Serie und Doku in Österreich wurde am Mittwoch bei einem Filmgipfel im Bundeskanzleramt genommen. Dessen Ergebnis: Die Regierung übernimmt mögliche durch Covid bedingte Ausfallskosten bei heimischen Film- und Serienproduktionen in einem Gesamtausmaß von bis zu 25 Millionen Euro, wie Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) bei einer Pressekonferenz bekanntgab. Die Zusage gilt bis Ende 2021 und rückwirkend ab 16. März. "Die Filmwirtschaft möchte weitermachen. Und wir wollen dabei unterstützen." Gemeinhin sind speziell Film- und Serien-Produktionen gegen z. B. gesundheitliche oder wetterbedingte Risiken versichert - das macht wegen Corona nun derzeit keine Versicherung. Nun springt die Republik hier im Schadensfall ein.
Relevanz
Der Finanzminister betonte, der österreichische Film und die Filmwirtschaft seien nicht nur relevant für die österreichischer Identität, sondern auch für die Wertschöpfung und die Bilder, die über die Grenzen des Landes ausstrahlen. Filme im Volumen von rund 145 Mio Euro würden jährlich unter der Führung heimischer Produzenten hergestellt - "und damit ein großer ideeller und kultureller Wert."
Der ORF, durch Generaldirektor Alexander Wrabetz vertreten, sagte zu, bei Produktionen, an denen er beteiligt ist, die nachgewiesenen erhöhten Sicherheitskosten zu übernehmen. Damit könnten 20 ORF- sowie 20 ÖFI-Produktionen wieder aufgenommen bzw. umgesetzt werden. "Für uns ist das entscheidend als größter Auftraggeber." Auf den auf Sparkurs segelnden ORF kommen Mehrkosten von drei bis fünf Millionen zu, die man übernimmt, "weil wir das Programm so dringend für unser Publikum brauchen. Wir hätten sonst ab Jänner keine neuen österreichischen Serien und Filme mehr im Programm haben können."
"Wie bei Nacktszenen" - Filmbranche kann mit Staatshilfe weiterdrehen
John Lueftner vom Produzenten-Verband unterstrich: "Wir sind damit die ersten weltweit, die eine solche Bundeshaftung am Start haben. Wir sind damit auch die ersten, die wieder beginnen können zu drehen." Schon nächste Woche wird der Dreh zu „Tatort – Unten“, eine Produktion von Lueftners Superfilm, wieder aufgenommen und die noch fehlenden acht Drehtage durchgeführt.
Den österreichischen Produzenten fällt jedenfalls damit "ein Stein vom Herzen", meinte stellvertretend Oliver Auspitz (MR Film). Vor erst einer Woche hatte er im KURIER in einem ROMY-Interview noch einen Hilfeappell an Bundeskanzler Sebastian Kurz formuliert. Nun steht das dringend eingeforderte Paket. Als erster Dreh der MR soll "Schnell ermittelt" Anfang Juli starten.
Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) betonte die Bedeutung der Filmproduktionen für die in den vergangenen Tagen angekündigten Lockerungen im Kulturbereich. „Dafür brauchen wir auch Inhalte. Ich freue mich sehr, dass wir uns heute darauf verständigen konnten, der Filmwirtschaft mit einer auf sie zugeschnittenen Maßnahme Sicherheit zu geben.“ Das sei in weiterer Folge für unzählige Arbeitnehmer, die für das Gelingen eines Drehs nötig sind, essenziell, unterstrich auch Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP).
Comeback
Bereits vor einer Woche konnten die Produzenten mit dem Gesundheitsministerium mit von ihnen ausgearbeiteten Richtlinien für ein „Comeback“ von fiktionalen Kino- und Fernsehproduktionen Einvernehmen erzielen. Das Konzept geht von verschiedenen, teilweise gänzlich isolierten Arbeitssituationen aus, um so die nötige Freiheit für den künstlerisch – kreativen Prozess am Set zu ermöglichen. Kernbereich in diesem 3-Zonen-Modell ist das "Closed Set" in Zone 1, das Regie, Kamera und Schauspieler aus einem "geschützten, verlässlich negativ getesteten Pool" umfasst.
Allgemein dürfe die Betriebsstätte nur mit Mund-Nasen-Schutz und bei Einhaltung eines Abstands von einem Meter zu anderen Personen betreten werden. Zudem sei eine "permanente Hygiene-Station" einzurichten. Für jede Zone wurden detaillierte Richtlinien erarbeitet. Unterstützt wurden die Filmverbände dabei von Umweltmediziner Hans-Peter Hutter.
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