"Pop am Dom": Fever Ray, HVOB und Arlo Parks in St. Pölten

Arlo Parks ist eine britische Sängerin und Songwriterin.
Am Sonntag (7. Juli) verwandelt sich das Zentrum in St. Pölten in einen Dancefloor. Beim "Pop am Dom" wird aber sicherlich nicht nur getanzt werden.

Die "Tangente St. Pölten" ist keine Straße in der Landeshauptstadt, sondern ein Festival, das aus der gescheiterten Bewerbung für die Kulturhauptstadt Europas (es wurde bekanntlich Bad Ischl mit dem Salzkammergut) hervorgegangen ist. Die Verantwortlichen in Niederösterreich waren von der Niederlage zwar kurz geschockt, machten aber das Beste daraus und stellten mit "Tangente" ein Ersatzprogramm zusammen.

Im Zentrum der noch bis 6. Oktober ausgetragenen Veranstaltungen steht die Gegenwartskultur, die ein "spartenübergreifendes, sozial inklusives, ökologisch und gesellschaftskritisch orientiertes Programm" bieten sollen. Das sagte der künstlerische Leiter Christoph Gurk bei der Präsentation. 

Kommenden Sonntag (7. Juli) verwandelt sich der Domplatz in St. Pölten zu einer Open-Air-Bühne, zu einem großen Dancefloor. Das stimmige, also gut kuratierte Line-up der um 17.30 Uhr beginnenden Veranstaltung "Pop am Dom" setzt sich aus drei Acts zusammen, die eines gemeinsam haben: Sie machen elektronische Musik zu der man nicht nur tanzen, sondern auch kuscheln, nachdenken und emotional werden kann.

Den Anfang machen HVOB. Das in Wien lebende Duo, bestehend aus Anna Müller und Paul Wallner, genießt hierzulande immer noch den Status eines Geheimtipps, obwohl es seit vielen Jahren sehr erfolgreich durch die Welt tourt. HVOB steht für Her Voice Over Boys und für eine ganz eigene Version von Tanzmusik, der man eine globale Wirkung nachsagen kann: Sie funktioniert nämlich in New York, Mexico City, in Bogota und Johannisburg. Also kann man davon ausgehen, dass sie auch in St. Pölten funktionieren wird. 

"Wir sind sehr dankbar für alle Menschen, die auf unsere Konzerte kommen, überall auf der Welt, und für ihre Geschichten, die sie uns nach den Konzerten erzählen – was ihnen unsere Musik bedeutet oder dass sie unsere Musik durch schwere Zeiten begleitet hat. Das gibt alldem, was wir machen, Sinn. Und uns auch die Kraft, weiterzumachen. Und es berührt uns sehr, dass es den Menschen wirklich um die Musik, und nicht um unsere Personen geht. Das ist in Zeiten von Social Media nämlich gar nicht mehr so einfach“, sagt die Sängerin und Musikerin Anna Müller im KURIER-Gespräch

Zu sehen bekommt man in St. Pölten auch Auszüge ihrer neuen Lichtshow, die sie erst im Frühjahr im Wiener Konzerthaus uraufgeführt haben und mit der sie nächstes Jahr auf Welttournee gehen werden. "Und es wird auch schon bald neue Musik geben", versichert Anna Müller. 

Aufgrund der Uhrzeit ihres Auftritts in St. Pölten, HVOB werden von 18.30 bis 19.30 Uhr auf der Bühne am Domplatz stehen, haben sie sich für diesen Auftritt etwas Besonderes einfallen lassen müssen, „weil unsere Lichtshow normalerweise auf Dunkelheit ausgerichtet ist, aber auch bei Tageslicht gibt es Optionen, und solche Herausforderungen lieben wir“, sagt Anna Müller.  

Danach übernimmt Arlo Parks. Die junge britische Sängerin wird als neue Pop-Sensation gehandelt. Ihr aktuelles Album heißt „My Soft Machine“ und ist letztes Jahr erschienen. Ihre Songs sind eine wohltemperierte Mischung aus melancholisch-verträumten Melodien, poppigen Indie-Rock, Elektrosounds und Dance-Elementen. Arlo Parks legt darüber ihre soulige, kraftvolle Stimme und erzählt von Wünschen und Verletzungen, vom Sich-Verlieben und von Enttäuschungen. Das gefällt nicht nur Superstar Billie Eilish, die ein Fan von Parks ist, sondern auch Anna Müller: "Sie hat 2020 mit ,Caroline‘ eines meiner Lieblingslieder geschrieben.“

Soundtechnisch wesentlich kühler wird es dann zum Schluss des Abends, dann, wenn Fever Ray an die Arbeit gehen wird. Dabei handelt es sich um das Alter Ego von Karin Dreijer, die mit Bruder Olof einst das schwedische Elektro-Duo The Knife gebildet hat. Ihren letzten Österreich-Auftritt absolvierte die Synthie-Pop-Künstlerin im Jahr 2018. Nun ist die sich als nonbinäre Kunstfigur definierende Fever Ray mit ihrem dritten Album "Radical Romantics" auf Welttournee. Mit Songs, in denen selten die Sonne aufgeht.  

Die Rhythmen sind metallisch, gerne treibend und oft fiebrig. Dazu gibt es gespenstische Geräusche aus dem Horror-Fach, Synthesizer, die bedrohlich nach Weltuntergang klingen. Besungen wird dieser von Karin Dreijer, deren helle, gläserne, fast schon kreischende Stimme ein bisschen Licht ins Dunkel bringt. Das mag zwar teilweise befremdlich klingen, ist am Ende aber immer überwältigend.  

Timetable beim "Pop am Dom"

17.30–18.00 Uhr: Salamirecorder & The Hi-Fi Phonos
18.30–19.30 Uhr: HVOB
20.00–21.00 Uhr: Arlo Parks
21.45–23.00 Uhr: Fever Ray

Tickets und Infos: https://www.tangente-st-poelten.at/de

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