Peter Lohmeyer hat eine Idee: "Das könnte die WM erträglicher machen"

Peter Lohmeyer (hier in seiner Rolle als Pharma- und Klinik-Boss): Schalke-Fan und Kämpfer für Fußballkultur
„Das Netz“-Schauspieler Peter Lohmeyer hat als Fußball-Fan Probleme mit dem Turnier in Katar.

Peter Lohmeyer spielte, neben vielen anderen TV- und Theaterrollen, acht Saisonen in Salzburg den Tod im „Jedermann“ (2013 bis 2020). Den Fan von Altona 93 und Schalke 04 (wo er wegen rassistischer Aussagen des Ex-Präsidenten austrat und später wieder eintrat) amüsiert, dass seine Rolle eines Pharmafirmen- und Klinkichefs in „Das Netz“ Klaus Fischer heißt – wie die deutsche Fallrückzieher-Legende. Weniger amüsieren ihn die Entwicklungen im Fußball.

 

KURIER: Die Idee zu „Das Netz“ ist von Ex-Burgtheaterchef Matthias Hartmann gekommen. Haben Sie schon früh davon erfahren?

Peter Lohmeyer: Nein, ich habe erfahren, dass das gedreht wird und dann die Bücher bekommen. Ich habe mich sehr gefreut, wieder etwas in Österreich zu machen, weil ich hier eigentlich fast nur Theater gespielt habe. Dann auch noch Salzburg und Wien als Drehorte, besser geht's nicht. Ich hatte auch sehr große Lust drauf, weil die Geschichte mit Fußball zu tun hat. Und weil es mal wo reingeht, wo es wehtut. Oder wo es bestimmten Leuten wehtun könnte, denen es aber dann doch nicht weh tut, weil sie so geschickt sind, dass ihnen eigentlich niemand wehtun kann. Ich spreche von denen da oben, die die Macht haben, die die Gelder verschieben. Nennen wir sie ruhig die Bösen.

Sie sind ja in der Serie auf dieser Seite zu finden.

Das Lustige ist ja auch: Meine Figur heißt Klaus Fischer, wie der Fallrückzieherkönig. Zuerst dachte ich, die haben sich jetzt einen Spaß gemacht, aber ich fand, das passt. Ich kenne den Klaus ja auch. Man kann sagen, dass ich da auf der bösen Seite stehe, und dass ich nach dem ewigen Leben suche. Es wird auf medizinischer Ebene eine Menge entwickelt, wo es darum geht, die Fußballer quasi unverwundbar zu machen. Und dann geht es um diese Klinik, deren Chef ich bin, die gleichzeitig mein Zuhause ist. Und das ist nebenbei bemerkt auch noch Schloss Leopoldskron, was ich auch reizvoll fand. Kleine Villa! (lacht)

Man hat den Eindruck, dass die Frau von Klaus Fischer fast mehr die Fäden zieht.

Wenn die Frauen auch auf der dunklen Seite der Macht sind, dann sind sie meist am mächtigsten. So stellt man halt gerne die Frauen dar. Ja, sie hat mich dann auch in der Hand.

Beim Jedermann in Salzburg spielt jetzt auch eine Frau die Hauptrolle des Bösen, den Tod …

Ich bin auch sehr stolz auf meine Nachfolgerin Edith Clever, mit der ich gerade lustigerweise auf Urlaub war. (lacht) Den Tod trifft man ja immer. In der Serie spiele ich mit dem Tod, weil ich mit dem Leben spiele. Jeder, der mit dem Leben spielt, muss sich klar darüber sein, dass er gleichzeitig auch mit dem Tod spielt. Das habe ich auch acht Jahre in Salzburg gemacht, mit dem Tod gespielt. Ich war es und habe gleichzeitig mit ihm gespielt. In "Das Netz" spielt das ja auch eine Rolle.

Sie spielen einen Vertreter der Pharmaindustrie. Die gelten oft als die Bösen, obwohl sie eigentlich Sachen erschaffen, die den Menschen helfen sollen. Die Corona-Krise hat das Image ein bisschen aufpoliert, würde ich sagen. Welchen Blick haben Sie auf die Pharmaindustrie?

Eigentlich auch Gut und Böse. Ich habe vier Kinder und habe früh gemerkt, dass einen dann nicht nur Ernährung mehr interessiert, sondern auch die Medizin. Und man untersucht genauer, was nötig ist und was nicht. Das Problem bei der Pharmaindustrie ist: Geht es darum, Geld zu verdienen oder der Menschheit ein angenehmes Leben zu schaffen? Aber wenn wir bestimmte Medikamente entwickeln, würden bestimmte Krankheiten womöglich auch verschwinden. Und dann kann man an diesen Krankheiten kein Geld mehr verdienen. Als Laien können wir das gar nicht so verstehen, weil wir nicht dahinter gucken können. Aber es ist schon interessant, womit man sich in der Corona-Pandemie beschäftigt. Selbst wenn man die Hoffnung hat, dass es jetzt vorbei geht, steht ja immer noch dieses große Fragezeichen hinter Long-Covid. Sie haben wahnsinnig schnell Impfstoffe geschaffen. Ich bin auch viermal geimpft und einmal genesen und mir geht es gut. Gleichzeitig gibt es da so viel Gewinne in der westlichen Welt, mit Impfstoffen oder Testzentren, dass ich denke: So Kinder, dann kümmert euch doch mal um den Rest der Welt. Im Vergleich zur Dritten Welt ist das fast ein Witz, was wir hier erleben. Jedenfalls ist das beherrschbar für uns.

Kommen wir zurück zum Fußball. Sie kennen sich da bekanntermaßen gut aus, hat das bei dieser Serie geholfen?

Wenn mir etwas aufgefallen wäre, das nicht stimmt, dann hätte ich bestimmt meinen Mund aufgemacht. Ich fand wahnsinnig interessant, was der Autor recherchiert hat. Wir fragten uns, ob das nicht übertrieben ist, wenn hier eine Tür zum ewigen Leben aufgemacht wird. Da meinte er: Sagt das bloß nicht. Wenn man sieht, wie weit die Forschung da und dort ist, wo es Mäuse gibt, die schon 50 Tage länger leben als normal, und wenn man das auf den Menschen hochrechnet ... Da dachte ich: Wow, der weiß Bescheid, da hältst du dich jetzt mal heraus. Fußball ist für mich eine Art Meditation, mein Yoga, und ich möchte mir das nicht kaputt machen lassen. Am liebsten lese ich gar nichts mehr über Fußball, am liebsten schau ich's nur noch.

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