Der Reporter, vor dem Robert Lugar aufs Klo flüchtet

Peter Klien.
Satiriker Peter Klien bringt seine Reportagen ins Kabarett. Dort erfahren wir, wer ihm Watschen androhte.

KURIER: Als Sie bei der ORF-Sendung "Willkommen Österreich" als satirischer "Reporter ohne Grenzen" starteten, lebten Sie davon, dass Ihre Gesprächspartner Sie für einen echten ORF-Mann hielten. Jetzt kennt man Sie schon. Ist das schwierig?

Peter Klien: Bei der ersten Runde der wegen Erfolges verlängerten Bundespräsidentenwahl hat das alte Konzept hundertprozentig funktioniert. Jetzt ist es so, dass mich alle erkennen und der Schwerpunkt dann eher auf der Interaktion liegt, also auf dem, was da zurückkommt. Meine Fragen haben sich im Grunde nicht verändert. Die Politiker haben sich darauf eingestellt und versuchen lustig zu antworten oder irgendwie zu antworten oder laufen davon. Im Übrigen: Ich bin ein echter ORF-Mann (lacht).

Was würden Sie einem Politiker raten, wenn er jemandem wie Ihnen gegenübersteht?

Das ist eine Frage, die ich in der Zeitung von mir nicht beantwortet sehen möchte (lacht).

Kann man sich überhaupt blamieren? Das Format zielt ja darauf ab, dass man durch den Kakao gezogen wird. Insofern kann man nichts falsch machen.

Die Erfahrung zeigt schon, dass die Politiker, die damit umgehen können, oft dadurch gewinnen.

Davonrennen ist aber das, worauf Sie hoffen, oder? Sie haben den Ex-Stronach-Mandatar Robert Lugar beim FPÖ-Wahlkampfauftakt durchs gesamte Tagungszentrum verfolgt. Er wollte sich sogar aufs Klo flüchten, das aber versperrt war. Das war an Komik eigentlich nicht zu überbieten.

Ich bin immer gleich. Dazu sind meine Frage immer sehr ähnlich, wenn auch nicht berechenbar. Natürlich kann das sehr lustig werden, wenn jemand davonläuft, wie man gesehen hat.

Ihre Situationskomik war in der Sequenz bewundernswert. Wie viele Anläufe braucht es, bis so eine Szene herauskommt?

Wir drehen für viele dieser Beiträge, die drei bis fünf Minuten lang sind, ein Minimum von 60 Minuten. Und aus dem schneiden wir dann die Höhepunkte heraus. Da sieht man sehr leicht, dass Vieles ins Leere läuft oder nicht so aufgeht. Diese Situationen, die sich dann über eine ganze Minute hinziehen, passieren schon sehr selten. Das ist echtes Gold. Das ist mir zwei Mal so richtig aufgegangen – einmal am Heldenplatz mit dem Generalleutnant (er rief die Militärpolizei, Anm.). Und das andere Mal mit dem Herrn Lugar.

Politiker sind mit ihren starren Ritualen eigentlich ein leichtes Opfer, oder?

Es ist nicht sehr schwer, die unabgesprochenen Regeln zu durchbrechen, weil die politische Kommunikation nach den immer selben Mustern funktioniert. Wenn man da ein bisschen nach links oder rechts ausschert, ist man schon im Fokus der Aufmerksamkeit.

Am Sympathischsten kommt bei allen Konfrontationen die niederösterreichische Landeshauptfrau, Johanna Mikl-Leitner, herüber. Erstaunlich unlustig ist das FPÖ-Mastermind Herbert Kickl.

Ich will nicht bewerten, wie sich meine Partner schlagen. Wahr ist, dass ich auch nicht mit der Reaktion von Frau Mikl-Leitner gerechnet habe. Wir haben sie über die öffentliche Wahrnehmung ganz anders kennen gelernt, gerade in der Flüchtlingskrise als Innenministerin. Herr Kickl hat meine Beiträge aber offensichtlich schon gesehen und sich daran vergnügt. Sonst hätte er nicht so spontan und witzig antworten können am Wahlabend auf die Frage, wo der Herr Lugar sei. ("Möglicherweise hat er diesmal eine Toilette gefunden", Anm.)

Warum ist es so schwer, an Sebastian Kurz heranzukommen? Beim ÖVP Wahlkampfauftakt blockten die Bodyguards Sie.

Es gibt halt doch Politiker, die Angst haben, dass sie sich nicht in einer Form in Szene setzen können, die ihnen genehm ist. Dass da vielleicht etwas passiert, worüber sie keine Kontrolle haben. Darauf wollen sie sich nicht einlassen, vielleicht weil sie auch im privaten Umfeld die Erfahrung gemacht haben, dass sie nicht die schlagfertigsten sind. Oder dass eine gewisse Art von Schmäh ihnen nicht so leicht von den Lippen geht.

Haben Sie eigentlich schon einmal Watschen angedroht bekommen bei einem Dreh?Ja. Ein einziges Mal. Ich erzähle es im Kabarettprogramm in allen Einzelheiten. Das ist also eine herzliche Einladung, zu kommen.

Gibt es im ORF viele Beschwerden über Sie?

Wir haben das Glück, dass "Willkommen Österreich" recht abgeschottet arbeiten kann von Interventionsversuchen. Da hält uns der ORF den Rücken frei. Ich hab’ aber wohl gehört, dass es dann und wann schon Bemerkungen gegeben hat. Ich weiß aber nicht, von wem die stammen und worauf sie sich bezogen haben.

SERVICE: Peter Klien ist Satire-Journalist bei „Willkommen Österreich“ (Dienstag ORFeins). Ab Mittwoch, 15. November, tritt er als „Reporter ohne Grenzen“ solo im Rabenhof auf.

Kommentare