Mieterleichterung bei Geschäftslokalen
Berlin macht alleine für die Clubkultur 30 Millionen Euro locker. Wie sieht das in Wien aus? Ist dazu etwas geplant? Oder überlässt man die Branche einfach ihrem Schicksal?
Den gesamten Fahrplan und das Ergebnis vor dem wir jetzt wirtschaftlich und kulturell stehen, hat der Bund vorgegeben, die versprochene Unterstützung ist bis heute nicht in der betroffenen Realwirtschaft angekommen. Dass nun für Juni die ersten Zuschüsse zu den weiterlaufenden Fixkosten - trotz des Ausfalls der Einnahmen durch die Schließungen - angekündigt wurden, ist ein erster wichtiger Schritt. Ursprünglich wollte die Bundesregierung das ganze heurige Jahr nur Kredite besichern und Zuschüsse erst im Jahr 2021 geben. Aus unserer Sicht sehr spät. Und sie hat es bis dato verabsäumt, besonders betroffene Branchen, in den Fokus zu stellen. Wir als Stadt haben in unserem Verantwortungsbereich rasch gehandelt, siehe "Homeoffice"-Förderung, Subventionszahlungen, WUK-Sanierung, Kreativwirtschaftsförderung (Ideenwettbewerb der Wirtschaftsagentur), Mieterleichterung bei Geschäftslokalen von Wiener Wohnen, Künstler-Stipendien und Auftritte im Rabenhof übertragen auf W24.
Man hat immer wieder den Eindruck, dass die Wiener Nachtwirtschaft immer noch nicht als ernstzunehmender Arbeitgeber, als Antriebsrad im städtischen Wirtschaftsmotor wahrgenommen wird. Täuscht dieser Eindruck?
Dass die Wiener Clubszene wenig geschätzt wird bzw. wenig unterstützt wird, muss ich zurückweisen. Das ist ein lange gestreutes Gerücht, das bei Überprüfung und dem internationalen Vergleich nicht standhält. Wien ist die lebenswerteste Stadt der Welt, aber im Clubbereich nicht Berlin oder Barcelona. Wie wir wissen, wird Wien auch dank einer aktiven Clubszene immer mehr für junge Touristen interessant, die ihre Reisedestinationen auch bezüglich der Ausgehmöglichkeiten buchen. Den Aufschwung der Szene verdankt die Stadt nicht zuletzt den rund 200.000 ortsansässigen Studenten, um deren Ansprüche sich eine aktive Clubkultur gebildet hat. Genau aus diesem Grund hat Veronica Kaup-Hasler letztes Jahr die Vienna Club Commission ins Leben gerufen, die diese positive Entwicklung weiter forcieren soll und die unterschiedlichen Interessen der über 80 Locations wahrt.
Hygiene- und Sicherheitsvorkehrungen
Der Handel, die Restaurants, die Hotels, sie alle haben eine Perspektive, haben bald alle wieder offen. Die Kultur, die Musikclubs müssen sich hinten anstellen. Liegt es am schlechten Lobbying?
Nein, Wien ist eine bunte, lebenswerte Stadt, für die natürlich auch die Clubszene wichtig ist. Die gesundheitlichen Sorgen sind aber gerade im in diesem Bereich hoch. Die lokalen Gesundheitsbehörden sind ebenso in die Maßnahmensetzung miteinzubeziehen wie die Experten aus den jeweiligen Branchen, da sie am besten wissen, wie Hygiene- und Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden könnten, um auch im Bereich der Kultur, Nachwirtschaft etc. sukzessive zu öffnen.
Es gibt jetzt zwar jetzt eine Anlaufstelle für Club-Betreiber. Die Vienna Club Clubkommission. Die hat zwar gute Ideen, arbeitet aktuell auch auf Hochtouren. Aber wesentliche Entscheidungen können nur auf politischer Ebene getroffen werden. Diese werden aber nicht getroffen. Fehlt es der Club Commission an nötigen Mitspracherecht?
Dafür, dass die Vienna Club Commission erst wenige Wochen installiert ist, nimmt sie ihre Aufgaben, die aufgrund der aktuellen Krise plötzlich diametral andere sind, gut wahr. Das liegt daran, dass die Mitglieder der Commission seit Jahren wichtige Player der Szene sind, aber auch die Verantwortlichen der Verwaltung sowie Politik kennen. So war die Commission etwa auch beim „Forum Gesundheit Kultur“ im Wiener Rathaus, zu dem aufgrund der aktuellen gesundheitsbehördlichen Bestimmungen 30 Wiener Institutionen (Staatsoperndirektor, Direktor VBW, Intendant Wiener Symphoniker etc.) eingeladen wurden.
Die Neos Wien haben kürzlich einen Antrag, ein "Corona-Rettungspaket für die Wiener Event- bzw. Veranstaltungsbranche und die Nachtwirtschaft", im Wiener Gemeinderat eingebracht, der abgelehnt wurde. Warum haben Sie dieser Soforthilfe nicht zugestimmt?
Wie das Wiener Institut für Höhere Studien und wissenschaftliche Forschung am Wochenende kommentiert hat, sind Landesaktivitäten nach dem Bund zu setzen. Und dabei ist wichtig: Die Landeshilfe darf den Härtefallfonds nicht konterkarieren.
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