Salzburg favorisiert Übergangs-Intendanz

Eine Doppelfunktion Alexander Pereiras an der Mailänder Scala und bei den Salzburger Festspielen wird derzeit ausgeschlossen.

Der Intendant der Salzburger Festspiele, Alexander Pereira, wird ab 2015 die Intendanz der Mailänder Scala übernehmen. Diese Nachricht vom Dienstag hat bereits unmittelbar danach für Reaktionen aus Salzburg gesorgt. Der Hintergrund: Pereiras Vertrag mit den Festspielen läuft noch bis 2016. Im KURIER und in anderen Tageszeitungen wurde als mögliche Lösung eine Interims-Intendanz von Sven-Eric Bechtolf und Helga Rabl-Stadler ins Gespräch gebracht.

Salzburg favorisiert Übergangs-Intendanz
"Eine Übergangs-Intendanz für ein, zwei Jahre wäre kein Beinbruch, die Präsidentin und Schauspielchef Bechtolf könnten das schon machen", sagte Heinz Schaden (S), Bürgermeister und Mitglied des Festspielkuratoriums am Mittwoch auf APA-Anfrage.

"Der Betrieb 'Festspiele' ist gut aufgestellt, selbst für 2014 ist mir aus heutiger Sicht nicht bang", so Schaden weiter. "Allerdings liegen die guten Leute ja nicht auf der Straße herum und warten auf einen Anruf aus Salzburg. Daher ist es mit lieber, wenn wir schnell eine dauerhaft tragfähige Lösung finden würden", sagte Schaden und schloss eine Doppelfunktion Pereiras für Salzburg und Mailand neuerlich aus. "Bigamie kommt nicht infrage."

Auch Burgstaller schließt Doppelfunktion aus

Salzburg favorisiert Übergangs-Intendanz
Ähnlich sieht das Landeshauptfrau und Festspielkuratorin Gabi Burgstaller (S) im Gespräch mit der APA. "Ziel ist eine saubere Lösung mit Pereira, der ja bis 30. September 2016 in Salzburg unter Vertrag steht. Ich könnte mir vorstellen, dass Pereira die kommenden zwei Festspielsommer, also 2013 und 2014 in Salzburg abwickelt. Aber mehr auch nicht. Und dafür könnte er höchstens die halbe Gage beziehen. Solle er das nicht wollen, dann käme eine Interims-Lösung mit Helga Rabl-Stadler und Sven-Eric Bechtolf auch für mich infrage. In jedem Fall muss der Posten unverzüglich ausgeschrieben werden, und eine klassische Doppelfunktion Pereiras für zwei Institutionen schließe ich ebenfalls aus", argumentierte die Landeshauptfrau.

Landeshauptmann-Stellvertreter Wilfried Haslauer (V), vom Fremdenverkehrsamt ins Kuratorium entsandt, ging am Dienstag von einer Vertragsauflösung aus: „Wir müssen und werden jetzt leidenschaftslos ein neues Kapitel aufschlagen.“

Stichwort Ausschreibung: Burgstaller ließ durchblicken, dass sie sich Markus Hinterhäuser als künftigen Intendanten gut vorstellen kann. "Er war vor Pereiras Bestellung nicht bei den drei Erstgereihten der Findungskommission. Da hatten wir keine Möglichkeit. Aber als Übergangs-Intendant 2011 hat er bewiesen, dass er das kann. Ich würde mich freuen, wenn er sich trotz seiner Verpflichtung bei den Wiener Festwochen bewerben würde", sagte Burgstaller.

Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler, die neben ihren Ämtern als Präsidentin und als kaufmännische Direktorin der Festspiele jetzt auch als Interims-Intendantin ins Spiel gebracht ist, wollte sich zu den Spekulationen rund um den Abgang Pereiras und die Neubesetzung des Postens nicht äußern. Markus Hinterhäuser war kurzfristig nicht erreichbar.

Pereira: "Doppelfunktion geht ganz sicher"

Salzburg favorisiert Übergangs-Intendanz
Salzburger Festspielintendant Alexander Pereira Bild: Walter Schweinöster
Pereira selbst bekräftigte bereits am Dienstag gegenüber denSN, dass er seinen Vertrag auf jeden Fall erfüllen wolle: Eine Doppelfunktion für Salzburg und Mailand „geht ganz sicher“, meinte er. Er werde das Kuratorium bitten, jenen Passus in seinem Vertrag zu ändern, der ihm eine Mehrfachfunktion untersagt. Aus seinem Interesse für die Mailänder Scala habe er nie ein Geheimnis gemacht, so Pereira.

Ihn in Salzburg vorzeitig hinauszuwerfen, "dazu besteht überhaupt kein Grund. Ich bitte alle Beteiligten, sich die Lage in aller Ruhe anzuschauen. Dann sollten wir uns zusammensetzen und uns gemeinsam überlegen, wie wir die kommenden Jahre gut über die Bühne bringen. Ich bin dazu bereit," so Pereira gegenüber den SN.

Künstlerischer Direktor für die Scala

Pereira, der am Mittwoch in Mailand erwartet wird, will al sneuer Scala-Intendant ab 2015 einen künstlerischen Direktor für das Mailänder Opernhaus ernennen. "Bestimmt kann ich nicht alles allein tun. Ob man jetzt von künstlerischem Direktor, oder Assistenten spricht, macht keinerlei Unterschied. Ich komme aus einer Opernhaus-Tradition, in der sich der Intendant nicht nur um die Verwaltung, sondern auch um die künstlerischen Aspekte kümmert. Ich glaube, dass man mich in Mailand auch wegen meines Netzes von Kontakten und internationalen Bekanntschaften gewählt hat", betonte Pereira im Interview mit der italienischen Tageszeitung La Stampa am Mittwoch.

"Als ich vor 25 Jahren mit diesem Beruf begonnen habe, habe ich gelernt, dass der Erfolg einer Aufführung vom Dirigenten am Pult abhängt. Ich werde bestimmt nicht ein Jahr warten, um den Musikdirektor bekannt zu geben. Es wird sich um jemanden handeln, mit dem ich bereits gearbeitet habe, es wird bestimmt ein großer Dirigent sein. Mit einem großen Dirigenten ist es einfacher, auch die großen Sänger und die großen Regisseure zu finden", meinte Pereira.

Bartoli zurück an die Scala?

Der Wiener betonte, er wolle die Leiterin der Pfingstfestspiele, Cecilia Bartoli, wieder zurück an die Scala bringen. "Mein ganzes Leben habe ich mit Cecilia zusammengearbeitet. Sie hat mir immer geholfen, es wäre traurig, wenn sie mir Nein sagen würde", betonte Pereira. Der 65-Jährige bestritt, dass er von der Scala einen Prozentsatz für jeden Sponsor erhalten werde, den er gewinnen wird. "Ich bin sicher, dass ich gute Sponsoren finden werde. Das ist seit jeher meine Spezialität", so Pereira.

Gewerkschaften warnen vor Privatisierung

"Die Wahl eines Kunstdirektors ist eine dringende Angelegenheit", meinte Domenico Dentori, Sprecher der Gewerkschaften der Mailänder Scala. Die Gewerkschaft äußerte die Hoffnung, dass Pereira im Gegensatz zu seinem Vorgänger, dem Franzosen Stephane Lissner, einen Kunstdirektor ernennen wird.

Dentori warnte aber auch vor der Gefahr, dass unter der Leitung Alexander Pereiras das Opernhaus schrittweise privatisiert werden könne. "Es genügt nicht, zu behaupten, dass Pereira Sponsoren auftreiben kann. Wir haben keine Absicht, die Scala zu privatisieren", sagte Gewerkschaftssprecher Domenico Dentori nach Angaben italienischer Medien.

"Die Debatte über den neuen Intendanten ist nicht mit der Frage eines künstlerischen Projekts für die Scala verbunden worden. Wir werden den neuen Intendanten aufgrund seines Programms bewerten, das hoffentlich die öffentliche Funktion des Theaters berücksichtigt", meinte Dentori.

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