Artifex Maximus: Papst Franziskus besuchte die Kunstbiennale Venedig
Papst Franziskus ist am Sonntag zu einem Besuch in Venedig eingetroffen. Als erstes Oberhaupt der katholischen Kirche besuchte er die Biennale Venedig, die große globale Ausstellung zeitgenössischer Kunst.
Der Pontifex erreichte mit einem Hubschrauber die Insel Giudecca und begrüßte die etwa 80 Insassinnen des dortigen Frauengefängnisses, in dem der Heilige Stuhl seinen Biennale-Pavillon eingerichtet hat. „Kunst besiegt den Rassismus“, betonte Franziskus in seiner Ansprache. Außerdem warnte er davor, die Kunst alleine den Gesetzen des Marktes zu überlassen. „Gewiss, der Markt fördert und kanonisiert, aber es besteht immer das Risiko, dass er die Kreativität "vampirisiert", die Unschuld raubt und am Ende kalt entscheidet, was zu tun ist“, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche am Sonntag vor Künstlern. „Heute ist es nötiger denn je, klar zwischen Kunst und Markt zu unterscheiden“, betonte der Pontifex.
Das Kirchenoberhaupt rief Künstler auf, sich zu vernetzen, um Rassismus, Ungerechtigkeiten und Klimawandel zu bekämpfen. Franziskus verurteilte den Egoismus, „der uns als einsame Inseln funktionieren lässt, anstatt als gemeinschaftliche Archipele“. Er rief die Künstler auf, Städte zu planen, in denen „kein Mensch als Fremder angesehen wird“. Ausdrücklich zitierte der Papst den Beitrag von Künstlerinnen wie Frida Khalo, Corita Kent o Louise Bourgeois.
Die Gefängnisinsassinnen hatten den Papst und die Besucher zuvor auf einem Kunstparcours durch die Haftanstalt begleitet. Die auf der Giudecca gezeigten Kunstwerke sind im Dialog mit den gefangenen Frauen entstanden. Die vom Vatikan beauftragten Künstler haben einiges dafür getan, deren Realität einem Publikum begreifbar zu machen, das noch nie in einer Haftanstalt war.
Begleitet wurde der Papst bei seinem Besuch vom venezianischen Patriarchen Francesco Moraglia. Anwesend waren auch die beiden Kuratoren des Pavillons, Chiara Parisi und Bruno Racine, die acht Kunstschaffende zur Teilnahme aufgerufen hatten. Das Projekt „Mit meinen Augen“ lade ein, die Geschichten und Sehnsüchte derjenigen zu erforschen, die im Gefängnis leben, erklärten die Kuratoren.
„Es ist von entscheidender Bedeutung, dass das Gefängnissystem den Gefangenen Instrumente und Räume für menschliches, geistiges, kulturelles und berufliches Wachstum bietet und so die Voraussetzungen für ihre gesunde Wiedereingliederung in die Gesellschaft schafft“, betonte der Papst in seiner Ansprache. „Vergessen wir nicht, dass wir alle Fehler haben, die vergeben werden müssen, und Wunden, die heilen müssen, auch ich, und dass wir alle geheilt werden können. Lasst uns heute gemeinsam unser Vertrauen in die Zukunft erneuern. (...) Schließt bitte nicht das Fenster, schaut immer mit Hoffnung in die Zukunft.“
Nach dem Besuch des Gefängnisses traf der Papst 1.700 Jugendliche aus den Diözesen der Region Venetien, in der Basilika Madonna della Salute. Anschließend wird er eine Messe auf dem Markusplatz feiern. Tausende Pilger strömten bereits am frühen Sonntag zum Markusplatz, um an der Messe mit dem Papst teilzunehmen.
Der Vatikan hatte an der Kunstbiennale in den Jahren 2013 und 2015 und an der Architekturbiennale in den Jahren 2018 und 2021 teilgenommen. Mit seiner Präsenz bei der Biennale wolle der Heilige Stuhl den fruchtbaren Dialog mit der Welt der Kunst verfestigen, teilte der Vatikan mit. Die Biennale findet bis 24. November unter dem Titel „Stranieri Ovunque - Foreigners Everywhere“ (deutsch: Fremde überall) statt.
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