Oscars: Südkorea ist ein Unterhaltungsriese abseits Hollywoods
Parasite“ war der erste südkoreanische Film, der für den Oscar nominiert wurde – und gewann gleich vier davon. Aus der Sicht Kaliforniens eine Sensation.
Aber aus der Sicht Asiens ist Südkorea alles andere als ein Underdog: Das Land ist ein Unterhaltungsriese, der im Film, vor allem aber in der Musik den ganzen Kontinent prägt.
Seit Jahrzehnten schon ist K-Pop, also Popmusik aus Korea, ein absolutes Massenphänomen: Unter den meistgestreamten Songs weltweit finden sich Jahr für Jahr auch Songs der südkoreanischen Boy- und Girlbands.
Deren Leben ist hart – immer wieder liest man auch hierzulande vom oft tragischen Preis, den die K-Pop-Musiker für ihren Riesenruhm zahlen.
Auch die asiatische TV-Landschaft ist geprägt von koreanischen Serien; ab 1990 verdichtete sich das zur „Koreanischen Welle“: Korea wurde zur Popkulturfabrik Asiens.
Und seit dem Preis in Cannes für „Oldboy“ (2003) - wo auch "Parasite" 2019 gewonnen hat - ist auch der südkoreanische Film weltweit bekannt.
Kino und Film sind Massenkulturen, die für das Selbstverständnis des Landes enorm wichtig sind. Die nötigen Milliarden kommen aus Riesen-Familienunternehmen wie Samsung, deren Arm bis nach Hollywood reicht: Eine Tochter wurde zur größten Investorin in die Filmschmiede Dreamworks.
„Erst in den 1990ern fand das koreanische Kino schließlich eine fördernde Regierung, ein stabiles wirtschaftliches Umfeld und eine sinnvolle Filmpolitik vor“, schrieb der in Südkorea lebende Filmkritiker Darcy Paquet. Einen entscheidenden Anteil am Boom hatte 1999 der Erfolg des in Hollywood-Manier gedrehten Action-Films „Shiri“ von Kang Je Gyu.Die südkoreanische Filmindustrie produzierte seitdem immer mehr Werke, die sich zu Kassenschlagern im In- und Ausland entwickelten.
Der Markt zählte schon bald zu den wenigen Ländern, in denen die Hollywood-Produktionen nicht mehr die dominante Stellung wie früher genossen.
Wenn auch die Besucherzahlen schwanken, hat das Kino unverändert eine große Bedeutung für die südkoreanische Kultur und die Freizeitgestaltung der Menschen. Im Jahr 2017 war Südkorea laut einer UNESCO-Statistik über die Einspielergebnisse abendfüllender Filme der fünftgrößte Kinomarkt weltweit.
Bong Joon Ho entwickelte sich in kurzer Zeit zum Starregisseur der einheimischen Filmwelt. Schon mit seinem zweiten Spielfilm, „Memories of Murder“ (2003), der auf der wahren Geschichte einer Mordserie in Südkorea beruht, machte er auch international auf sich aufmerksam. Mit dem Monster-Thriller „The Host“ drei Jahre später schuf er das bis dahin erfolgreichste Werk der südkoreanischen Filmgeschichte.
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