Der Film vor "Citizen Kane"
Es war ein Debüt wie ein Paukenschlag: „Citizen Kane“, einer der wichtigsten Kultfilme überhaupt, war gleich der erste Hollywood-Film von Orson Welles.
Aber er war nicht Welles’ erste professionelle Filmarbeit. Das war „Too Much Johnson“, ein mehrteiliger Slapstick-Stummfilm, den Welles 1938 für eine Bühnenproduktion am Broadway drehte. Aber wie es am Broadway so ist: Vieles lief nicht, wie geplant, das Stück kam ohne den Film zur Premiere – und floppte.
Weswegen der Film nie öffentlich aufgeführt wurde.
Zuletzt galt „Too Much Johnson“ als verschollen. Man dachte, das Material sei beim Brand einer Villa in Spanien vernichtet worden.
Szenenfotos des Films
Uraufführung
Nun aber wurde Welles’ Erstling wiederentdeckt. Und die Jahrzehnte lang in einem Lagerhaus in Italien vor sich hin schlummernden Filmrollen sind in derart erstaunlich gutem Zustand, dass nach einer derzeit laufenden Restaurierung noch heuer, und damit 75 Jahre nach dem Dreh, eine Uraufführung von Orson Welles bevorsteht. Der Film wird am 9. Oktober beim italienischen Stummfilmfestival „Le Giornate del Cinema Muto“ in Pordenone erstmals zu sehen sein, teilte das George Eastman House in New York mit. Dort wird „Too Much Johnson“ inzwischen restauriert und von den hochsensiblen Nitrat-Filmrollen auf heutiges, sichereres Material überspielt.
Dass die Uraufführung in Pordenone stattfinden wird. ist kein Zufall: Dort lag der Film über viele Jahre unentdeckt in einem Warenhaus, wahrscheinlich seit den 1970ern, wie die New York Times berichtet. Die ersten Bilder zeigen schon Welles’ unverwechselbaren Stil – und lassen die Handlung erahnen. Es geht um den Frauenheld Augustus Billings (dargestellt von Broadway-Star Joseph Cotten, der dann mit „Citizen Kane“ und dem „Dritten Mann“ Weltruhm erlangte). Der lebt eine Affäre unter falschem Namen aus – doch den Herrn Johnson, als der sich Billings ausgibt, gibt es leider wirklich, was zu allerlei Verwechslungen führt. Die einzelnen Teile des Films hätten vor jedem Akt auf der Bühne gezeigt werden sollen.
Unfertig
Welles selbst hatte den Film das letzte Mal in den 1960ern in Händen – und er erzählte damals in einem Interview, wie gut erhalten das Material war. Bei „Too Much Johnson“ erkundete Welles erstmals die Möglichkeiten des Filmschnittes. Fertiggestellt hat er ihn aber nicht.
Der Kultfilmer
Orson Welles: Der Autor, Regisseur und Schauspieler (1915 bis 1985) schrieb mit der erfundenen Marsinvasion Radiogeschichte und u. a. mit „Citizen Kane“ Filmgeschichte.
Der Dritte Mann: In Österreich natürlich besonders bekannt ist Welles als Harry Lime im Film „Der Dritte Mann“ (1949). Als Holly Martins ist Joseph Cotten zu sehen, der auch in „Too Much Johnson“ die Hauptrolle spielt
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