Jubel und Zorn am Domplatz

Grabungen, Domplatz
Älteste Kirche des Landes gefunden, aber Gäste ärgern sich über Parkplatznot

Die Bestätigung, dass Archäologie mit den Indiana-Jones-Filmen relativ wenig zu tun hat, kann man sich derzeit am St. Pöltener Domplatz einholen. Denn mit Verfolgungsjagden oder abenteuerlichen Geschichten können die Forscher nicht aufwarten.

Dafür waren die Ausgrabungen bisher extrem kräftezehrend, fanden sie doch unter schwierigen Witterungsbedingungen statt: Im April und Mai erschwerten Regenfälle und Kälte die Arbeiten und in den letzten Wochen setzte die Wüstenhitze den Wissenschaftlern zu.

Tausende Einzelstücke

Allein im Juni wurden 121 Tonnen Aushubmaterial händisch abgegraben. Zudem sind sich viele Experten einig, dass der Domplatz aktuell zu den bedeutendsten und größten archäologischen Fundstätten Österreichs zählt. Neben einem römischen Badegebäude aus dem 4. Jahrhundert n. Chr., dass in weiterer Folge teilweise als Kirche weiterbenutzt wurde, konnten die Forscher auch Hunderte Münzen und Tausende weitere Einzelstücke ans Tageslicht bringen. Aber vor allem das Gotteshaus macht Stadtarchäologe Ronald Risy Freude. „Wir haben mit dieser Kirche sinnbildlich gesprochen den Geburtsort des heutigen St. Pöltens und mit den frühesten Gräbern Bestattungen der ersten St. Pöltner vor uns.“ Bei der erwähnten Kirche handelt es sich um eine der ältesten, wenn nicht sogar um die derzeit älteste bekannte Kirche Niederösterreichs.

Die Arbeiten an der Nordwest-Seite des Domplatzes sollen bis Anfang September abgeschlossen sein, dann beginnen die Arbeiten im Bereich des Palais Wellenstein. Mindestens zwei Jahre wird noch gegraben.

Unmut

So groß die Freude bei den Wissenschaftlern ist, so groß ist der Unmut bei manchen Besuchern, die nun mit weniger Parkplätzen auskommen müssen. „Die Arbeiten dauern nun schon sehr lange an. Ich bin aber auf die Parkplätze am Domplatz angewiesen, weil ich nach einer Operation nicht gut zu Fuß bin und ins Zentrum muss“, sagt Gertrude Horak. Auch Alexander Höfner ist mit der Situation nicht zufrieden. „Deshalb fahre ich in den Traisenpark, weil es da genug Stellplätze gibt.“Bürgermeister Matthias Stadler bittet die Betroffenen um Verständnis. Die Ausgrabungen seien gesetzlich vorgeschrieben, weil der Domplatz neu gestaltet werden soll. „Aber die Ausgrabungen helfen uns, das Puzzle über die Stadtgeschichte zu vervollständigen.

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