Wie fragen Sie? Worauf dürfen sich die Zuschauer einstellen?
Das Gespräch ist eine Stunde lang. Ich hoffe, dass das Gespräch auch ein bisschen lockerer ist als ein klassisches Interview. Es ist ja immer der Anspruch der „Sommergespräche“, dass man ein bisschen mehr erfährt und in diesem besonderen Jahr gibt es vielleicht Dinge, die in der aktuellen Berichterstattung vielleicht zu kurz gekommen sind. In den Parteien war zum Beispiel Einiges los. Wir hatten ja vor nicht allzulanger Zeit Wahlen und auch innerhalb der Oppositionsparteien gibt es da viel Gesprächsstoff. All das ist in den vergangenen Monaten ein bisschen in den Hintergrund gerückt.
Die Kunst wird also darin bestehen, nicht nur über Corona zu reden und Dinge zu besprechen, die darüber hinaus in der politischen Debatte interessant sein können?
Aus Corona ergeben sich ja auch viele Fragestellungen: Wie geht es weiter? Orientierung ist ganz wichtig in dieser Zeit und da sollen die „Sommergespräche“ auch eine Rolle spielen.
Die Geschichte der „Sommergespräche“ ist geprägt davon, dass man Männer mit Männern reden sah. In den vergangenen Jahren hat sich das deutlich geändert, es gibt aktuell zwei Parteichefinnen, Sie sind seit 1981 die sechste Frau in der Rolle der Interviewerin. Warum ist es oft so schwer, im TV ein realistisches Bild unserer Gesellschaft abzubilden?
Ich habe irrsinnig oft die Frage gestellt bekommen, was der Unterschied zwischen Männern und Frauen im Fernsehen ist. Oder ob Frauen anders wahr genommen werden. Ich glaube so richtig haben wir alles erreicht, wenn diese Fragen dann nicht mehr kommen. Dass heuer eine Frau die „Sommergespräche“ macht, bildet die Gesellschaft ab, ebenso wie die Tatsache dass Frauen in der Spitzenpolitik tätig sind und interviewt werden.
Wenn Journalisten keine Antwort auf ihre Frage bekommen und gleich zum nächsten Thema übergehen, wirken sie oberflächlich, wenn sie zu nachbohren, solidarisieren sich die Zuseher mit den Interviewpartnern und halten Sie für unverschämt. Wo ziehen Sie die Grenze?
Man muss die Balance finden. Natürlich muss man nach einer Antwort, bei der nichts kommt, nachhaken. Aber zehnmal Nachfragen ist auch schwierig, weil man über andere Dinge auch reden könnte in dieser Sendezeit. Unterbrechen ist auch so eine Sache. Es kann natürlich nicht jeder fünf Minuten lang reden.
Gibt es ein Gespräch, auf das Sie sich besonders freuen?
Ich freue mich, wenn es losgeht…(grinst).
Auch Sie wissen also, wie man Fragen nicht beantwortet! Ich versuche es anders: Wie schwer ist es, Sebastian Kurz zu interviewen? Er hat den Nimbus des Unbezwingbaren in Interviews.
Ich will wirklich auf keine oder keinen einzeln eingehen, wir werden das sehen (lacht). Es gibt bei allen Aspekte, wo man sich denkt, das wird im Interview eher entspannter werden. Aber so einfach ist es in Wahrheit nicht: Da sitzen zwei Menschen am Tisch und man weiß nie, wie es ausgeht. Atmosphäre ist ganz wichtig – man kann nicht vorher sagen wie das Gespräch verlaufen wird.
Hatten Sie schon einmal Berührungspunkte mit den „Sommergesprächen“?
In den letzten Jahren habe ich für die Kollegen immer Beate Meinl-Reisinger oder Maria Stern gespielt. Da habe ich mir auch immer gedacht: Es wäre sehr cool, wenn ich das auf der anderen Seite machen könnte. Es war ein entfernter Wunsch. Dass das heuer passiert, war sehr schön.
Waren Sie überrascht, als Sie gefragt wurden, ob Sie heuer moderieren möchten?
Ich staple gerne tief und freue mich, wenn was Gutes passiert. Ich habe jedenfalls sofort „Ja“ gesagt.
Sie beschreiben es selbst: Sie üben das Interview im Vorfeld mit Sparringpartnern. Ihre Gäste tun das gleiche in intensiven Trainings. Wie stellt man da eigentlich das Zwischenmenschliche her?
Beide Seiten müssen sich auf ein Gespräch einlassen. Ich glaube nicht, dass man mit vorgefertigten Botschaften eine Stunde durchhält. Dass man da lange Wahlreden hält, geht natürlich nicht. Zeit ist hier mein Vorteil.
Politiker inszenieren zum Teil auch ihr Privatleben, etwa wenn der Gesundheitsminister seinen Hund herzeigt. Wie gehen Sie in der Sendung damit um?
Niemand kann seinen Hund mitnehmen oder Kinderfotos herzeigen. Aber es ist heuer natürlich interessanter, weil Corona jeden privat betroffen hat. Wir wissen zwar, wie es die Politiker betroffen hat, aber vielleicht wird man da auch einmal ein bisschen eine andere Antwort hören. Es gehört zu den „Sommergesprächen“ dazu, dass man auch ein bisschen Privates erfährt.
Wie oft passiert einem das, dass man wirklich einmal „die andere Antwort“ bekommt, wo ein Politiker oder eine Politikerin sich öffnet?
Wir wissen alle, das ist schwierig, aber ich werde es versuchen.
Wie ist ihr Verhältnis zu Politikern? Man muss ja als Journalistin Nähe herstellen, um Dinge zu erfahren, andererseits darf man sich nicht vereinnahmen lassen.
Ich bin mit keinem Politiker per du. Ich treffe sie bei Pressekonferenzen und manchmal bei Veranstaltungen. Ich gehe in keine Szenelokale, wo die Politprominenz sitzen könnte. Privat gibt es da bei mir jedenfalls keine Berührungspunkte.
Der Fahrplan
Die "Sommergespräche" finden ab morgen, Montag, den 3. August jeweils um 21.05 Uhr auf ORF 2 statt. Der Auftakt findet mit Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger statt, am 10. August folgen Werner Kogler von den Grünen, FPÖ-Chef Norbert Hofer kommt am 17. August, die SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner am 24. August und ÖVP-Chef Sebastian Kurz ist am 31. August zu sehen.
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