ORF Salzburg: Brunhofer-Abschied mit Spitzen

Roland Brunhofer wird Chef der ORF-Daytime eine Woche vor deren Start
Scheidender Landesdirektor will "darum kämpfen, dass ich für mein Geld auch etwas Anständiges arbeiten darf."

Am Dienstagabend hat sich Roland Brunhofer als Direktor des ORF Salzburg von Kunden, Kollegen und Wegbegleitern verabschiedet. Seine Rede hielt er vom Blatt, "um zu verhindern, dass an manchen Stellen die Emotionalität mit mir durchgeht."

Dafür hätte er allen Grund. Der gebürtige Oberösterreicher ist als bekennender Sozialdemokrat im ORF-Wahlkampf zwischen die parteipoltiische Fronten geraten. Beim Abschiedsfest sah er das ganz nüchtern: "Vor fünf Jahren bin ich nicht nach Salzburg gekommen, weil ich der Beste bin, sondern weil ich damals gepasst habe. Heute passe ich nicht mehr und daher muss ich gehen. Zugegeben, es konnte niemand damit rechnen, dass ich in dieser Funktion versucht habe, meine Arbeit zu verrichten." "Sein" Landesstudio gilt mittlerweile als Benchmark.

Was er künftig tun wird, weiß er noch nicht. "Es gibt Gespräche mit dem Generaldirektor und ich muss dem Glauben schenken, was in mehreren österreichischen Zeitungen kommuniziert wurde, dass er mich für etwas ganz Wichtiges in Wien brauche." Alexander Wrabetz hatte jüngst erklärt, er wolle ihn für eine Strategie-Abteiliung und für Effizienzprojekte in den Landesstudios und in der Zentrale. Und Brunhofer ergänzte, was wohl als Spitze Richtung ORF-General gemünzt war: "Glauben Sie mir aber eines und sind Sie versichert, ich werde darum kämpfen, dass ich für mein Geld auch etwas Anständiges arbeiten darf. "

Mahnung

Brunhofer, selbst gelernter ORF-Journalist, nahm seinen Stand in die Pflicht: Sie müssten "Eitelkeit" hintanstellen und die Berichterstattung am Publikum orientieren. Zu schnell würden die Medien politische Lösungssuche als "Streiterei" brandmarken. "Der Journalist verkürzt, und das erzeugt immer öfter den Eindruck, es gäbe einfache Lösungen, nur sind unsere gewählten Volksvertreter zu dumm, sie zu finden."

"Teile des Journalismus" könnten "an der Zersetzung der Demokratien beteiligt" sein, fürchtet er. "Es kann nicht sein, dass wir frühmorgens mit einer Politikerverarschung beginnen und spätabends in einem politischen Verhör enden. In der Zwischenzeit gewinnt man den Eindruck, als würde es in der Politik nur noch Korruption, Idioten und Verbrecher geben." Dafür aber habe zumindest er noch keinen "wissenschaftlichen Beweis" erhalten.

Nachfolger Christoph Takacs wird es, nach den Wortmeldungen von ORF-Kunden, nicht leicht haben. Einer meinte: "Brunhofer hat Schuhgröße 46, hoffen wir, dass sein Nachfolger eine über 40 hat."

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