Orbán-nahe Medien attackieren ungarische Lyrikerin Krisztina Tóth
Die Grazer Autorinnen Autorenversammlung (GAV) hat in einem Schreiben an den ungarischen Botschafter in Wien, Andor Nagy, ihre Solidarität mit der ungarischen Lyrikerin Krisztina Tóth und ihre Besorgnis über "rassistische und sexistische Angriffe und Beleidigungen von regierungsnahen Medien, Fidesz-Getreuen und rechtsextremen Journalistinnen und Journalisten" gegen die Autorin ausgedrückt.
Seit sie sich in einem ungarischen Literaturblog "für andere als die in derzeitigen ungarischen Schulbüchern enthaltenen literarischen Texte mit äußerst konservativen Familien- und Geschlechter-Rollenbildern ausgesprochen" habe, sei sie heftigen Attacken ausgesetzt, heißt es über die 1974 in Budapest geborene Tóth, deren Bücher - etwa "Aquarium" (2015) - auch in deutschen Übersetzungen erschienen sind.
"Meine ganze Familie ist schockiert"
"Ich war und bin schockiert, meine ganze Familie ist schockiert. In der Orbán-nahen Zeitung Magyar Nemzet stand einer der ersten Angriffe", berichtete Tóth kürzlich in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung". "Auf meiner Homepage gingen so viele Beschimpfungen und Beleidigungen ein, dass die Seite zusammenbrach. Ich brauche jetzt eine Administratorin, um die rassistischen und sexistischen Angriffe kontern zu können. Mein Gesicht ist plötzlich überall zu sehen. Ich habe das Gefühl, ich zerbreche. Es ist wie ein Albtraum. Das alles ist gut organisiert, die Angriffe geschehen koordiniert."
Unterstützung aus Österreich
"Wir fürchten nicht nur um die Freiheit der Meinungsäußerung und der freien Ausübung der künstlerischen Tätigkeit in unserem Nachbarland Ungarn, wir sind auch in großer Sorge um unsere Kollegin. Nicht-traditionelle genormte Menschenbilder sind in Ungarn mittlerweile quasi ungesetzlich", heißt es in dem der APA vorliegenden GAV-Brief an den Botschafter. "Unsere Solidarität gilt sowohl der Autorin als auch der Bürgerin Krisztina Tóth, deren Literatur verurteilt (wird) und die mit ihrer Familie in einem Alltag voller Bedrohungen lebt, nur weil sie eine andere als die gewollte Haltung hat und für eine andere als die gewollte Meinung eintritt. Wir fordern alle österreichischen und europäischen politischen Instanzen auf, Krisztina Tóth gemeinsam mit uns in ihrem Recht auf ein Leben in Gesundheit und Freiheit ohne persönliche Diffamierungen und Bedrohungen oder Diffamierungen und Bedrohungen ihrer Familie zu verteidigen."
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