Neujahrskonzert: "Musik aus einer Zeit, die besser war“
Es war (und ist immer noch) eine Zitter- und Hängepartie bis zuletzt. Auch das Neujahrskonzert 2022 steht ganz im Zeichen der Corona-Pandemie. Aber es findet statt. Und im Gegensatz zu 2021 – Dirigent war Riccardo Muti – ist auch wieder Publikum im Goldenen Saal des Musikvereins zugelassen. 1.000 Besucher dürfen (mindestens zwei Mal geimpft bzw. genesen plus PCR-Test) live dabei sein, wenn Daniel Barenboim zum dritten Mal nach 2009 und 2014 musikalische Neujahrswünsche an die ganze Welt verschickt.
Platzgarantie
Denn dank ORF und EBU (European Broadcast Union) sind 92 Länder mit dabei, wenn die Philharmoniker nicht nur der Strauß-Dynastie, sondern auch der Musik im Allgemeinen huldigen.
Galerie und Balkon bleiben unbesetzt; an die 700 Karten mussten retourniert und mit einer Platzgarantie für 2023 storniert werden.
„Wir haben großes Glück, dass wir diese Musik vor zumindest 1.000 Menschen live spielen können – denn Musik muss man live genießen“, so Dirigent Barenboim bei der obligaten Pressekonferenz. Und: „Ich hoffe auch, dass diese Musik Politikerinnen und Politiker auf der ganzen Welt inspirieren wird.“
Philharmoniker-Vorstand Daniel Froschauer ergänzt: „Wir nehmen alle Vorsichtsmaßnahmen äußerst ernst. Wenn jetzt noch etwas passiert, ist es Schicksal.“ Und weiter: „Die Walzermusik ist einfach die passendste für die heutige Zeit. Diese Musik reflektiert eine Zeit, die besser war. Und ich denke, das ist der Grund, weshalb sie weltweit geliebt wird.“
Persönlicher Nachsatz: „Ich hatte bei der Probe zu den ,Sphärenklängen’ von Josef Strauß ein wunderbares Erlebnis. Ich war so gerührt, dass ich fast geweint hätte.“ Barenboim ergänzt: „Das ist auch mein absolutes Lieblingsstück, deshalb dirigiere ich es nach 2009 schon zum zweiten Mal.“
Und dann streut der Maestro dem Orchester Rosen: „Die Wiener Philharmoniker spielen mit einer Natürlichkeit und einer Selbstgewissheit, die unglaublich ist.“
Was wird man hören und sehen? Sechs Neujahrskonzert-Premieren, die zwischen Nymphen, Heinzelmännchen oder auch munteren Nachtschwärmen (geht ja zu Silvester leider nicht) changieren; dazu gibt es eine „Champagner-Polka“ und als Zugaben den „Donauwalzer“ wie auch den Mitklatsch-„Radetzkymarsch“. Somit geben die Strauß-Dynastie, jedoch auch Ziehrer und Joseph Hellmesberger die Tonart für 2022 vor.
Großereignis
Mit 16 Kameras ist der ORF bei diesem Großereignis dabei, für das die Wiener Stadtgärten den Goldenen Saal wieder in ein Blumenmeer verwandeln. Für die Regie ist zum sechsten Mal Michael Beyer verantwortlich; den Pausenfilm hat Georg Riha kreiert. Und einen Debütanten gibt es auch noch: Martin Schläpfer, Chef des Wiener Staatsballett, hat die Choreografien besorgt. Und neben Tänzerinnen und Tänzern – die Aufzeichnung fand bereits in Schönbrunn und auf der Gloriette statt – sind auch die Lipizzanerhengste der Spanischen Hofreitschule im Bewegungseinsatz. Das Jahr 2022 kann somit kommen.
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