Neuer Dirigent für Mozart-Zyklus

Mit dem "Don Giovanni" setzt Dirigent Christoph Eschenbach den Da-Ponte-Zyklus fort, der bis 2016 laufen soll. ServusTV überträgt live am Sonntag, 3. August ab 18:00 Uhr von den Salzburger Festspielen.
Nach der Absage von Franz Welser-Möst dirigiert Christoph Eschenbach die Mozart-Opern der Salzburger Festspiele.

Normalerweise, so heißt es in der Opernszene, müsse man Premieren drei bis vier Jahre im voraus planen, weil die Topdirigenten sonst ausgebucht wären. Alexander Pereira gelang eine rasche Lösung seines zur Zeit größten Problemes: Der Intendant der Salzburger Festspiele fand binnen drei Tagen Ersatz für Franz Welser-Möst.

Der Generalmusikdirektor der Wiener Staatsoper hatte am Samstag aus Protest gegen die Disposition und den dichten Kalender in Salzburg die Leitung der drei Mozart-Da-Ponte-Opern öffentlich zurückgelegt: 2013 „Così fan tutte“, 2014 „Don Giovanni“, 2015 „ Figaro“.

Einer für alle

Im KURIER hatte Pereira daraufhin angekündigt, den Zyklus mit den Wiener Philharmonikern auch ohne Welser-Möst zu produzieren. Bereits am Dienstag präsentierte er den Neuen: Christoph Eschenbach wird in Salzburg einspringen und die ganze Serie leiten. Aller Voraussicht nach werden die drei Opern am Ende dieser Zeit auch zyklisch zu erleben sein. Zuletzt hatte Pereira auch nicht ausgeschlossen, dass es drei unterschiedliche Dirigenten geben könnte.

Der Regisseur bleibt derselbe: Sven-Eric Bechtolf. „Beide kennen sich seit vielen Jahren und sind auch miteinander befreundet“, sagt Pereira. „Da ich in den letzten Jahren äußerst sensible Mozart-Interpretationen von Christoph Eschenbach gehört habe, bin ich überzeugt, dass der Zyklus in den besten Händen liegt.“

Karrierestationen

Als erste Instanz in Sachen Mozart hatte der 1940 in Breslau gebürtige Künstler dennoch nicht gegolten. Seine Karriere hatte Eschenbach, der einen deutschen Pass besitzt, als Pianist gemacht. Aufgewachsen bei seiner Großmutter und dann bei der Cousine seiner Mutter (seine Mutter war bei der Geburt gestorben, sein Vater, ein Gegner des Nationalsozialismus, fiel im Krieg), gewann er als Zehnjähriger den ersten Wettbewerb.

1972 debütierte er in Hamburg als Dirigent. Künstlerische Stationen waren die Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, das Tonhalle Orchester Zürich, das NDR Symphonieorchester, das Schleswig-Holstein-Festival, Philadelphia und das Orchestre de Paris. 2010 übernahm er die Leitung des National Symphony Orchestra in Washington. Zuletzt war er mehrfach am Pult der Wiener Philharmoniker zu hören.

Am Dienstag gab Pereira eine Pressekonferenz in Mailand, um das Festspielprogramm 2013 vorzustellen. Die Entscheidung für Eschenbach wurde 35 Minuten davor bekannt. So konnte er sich jedenfalls in Italien als Mann der schnellen Entscheidungen präsentieren. Dass er die Leitung der Scala übernehmen wolle, hatte er zuletzt ausgeschlossen.
 

Es kommt ja in den besten Familien vor, dass sich Menschen „auseinanderleben“. Wie intensiv das im Kulturbereich sein kann, erklärt Salzburg Festspielchef Alexander Pereira im Interview.

KURIER: Franz Welser-Möst gab bekannt, dass er in den kommenden drei Jahren nicht den Mozart-Da-Ponte-Zyklus dirigieren wird. Ihre Reaktion?
Alexander Pereira: Ich bin natürlich sehr enttäuscht. Ich hatte gehofft, ihn noch überzeugen zu können. Aber leider war das nicht möglich.

Welser-Möst beklagt, dass es drei Aufführungen von „Così“ in nur fünf Tagen gebe, die allerletzte sogar um 11 Uhr – das sei für die Sänger unmöglich. Wie kam es dazu?
Das betrifft eine Vorstellung am 31. August. Das ging aus dispositorischen Gründen am Abend nicht. Normalerweise spielen die Wiener Philharmoniker ihre letzte Vorstellung am 30. August und haben den 31. August als Rückreisetag. Sie hatten sich liebenswürdigerweise bereit erklärt, am 31. 8. zu spielen – mit der Bitte, dass die Musiker noch am Abend nach Wien zurückkehren können, weil ihre Tätigkeit an der Staatsoper am 1. 9. beginnt. Es war daher besprochen, dass die Vorstellung nachmittags stattfindet.

Wie kam es dann zu 11 Uhr?
Ich wollte ein Experiment wagen und die Publikumsreaktion testen für eine Vorstellung um 11 Uhr. Unglücklicherweise ist es im letzten Moment nicht geschehen, die Zustimmung von Welser-Möst einzuholen. Aber das wurde schon Mitte letzter Woche wieder geändert und die Vorstellung auf 14 Uhr verlegt. Für die Sänger sind solche Serien, fünf Vorstellungen in zehn Tagen, nicht unüblich. Ich hätte gerne schon früher mit den Proben begonnen. Aber Welser-Möst wollte da unbedingt noch Urlaub machen.

Warum kracht es zwischen Ihnen und Welser-Möst so?
Der Franz und ich kennen einander schon sehr lange. Ich kenne all seine Stärken und seine Schwächen. Glauben Sie mir: Seine Stärken sind wesentlich größer. Zwei Menschen, die einmal sehr intensiv über viele Jahre zusammengearbeitet haben, haben sich auseinandergelebt, was ich sehr bedauerlich finde. Aber jetzt geht es ja um etwas ganz anderes. Manche fragen sich: Sind die alle vom wilden Schwein gebissen, dass sie in Salzburg so viel machen? Oder ist das gut für die Festspiele. Ich kann nur sagen: Wir müssen so viele Neuproduktionen herausbringen, damit wir Geld hereinbekommen. Eine Analyse hat ergeben: Es würden uns durch die Steigerung der Kosten 4,7 Millionen Euro fehlen, wenn wir das selbe Programm wie Markus Hinterhäuser 2011 machen würden. Eine Erhöhung der Subvention kommt nicht in Frage. Die Kartenpreise wollen wir nicht erhöhen. Und Sponsoren kriegen wir nicht für die Steigerung der Fixkosten, sondern nur für spannende künstlerische Projekte. Also müssen wir mehr produzieren, um auch mehr Kartenerlöse zu bekommen.

Welser-Möst hat zuletzt im Musikverein auch die Eventisierung und Vermassung kritisiert – ohne Sie namentlich zu nennen. Waren Sie da gekränkt?
Das hat mich verletzt. Und es war ungerecht. Wir können jeden einzelnen Abend durchgehen, und Sie werden merken: Wir legen größten Wert auf die Qualität. Es gibt keine Vermassung. Die Anzahl der szenischen Opern ist 2013 sogar kleiner geworden. Und 2014 wird es gleich viele Opern geben wie 2009, 2010 und 2011. Wir machen da etwa einen neuen „Rosenkavalier“ – mit Zubin Mehta als Dirigent und Harry Kupfer als Regisseur.

Sie produzieren 2013 auch Verdis „Falstaff“ und Wagners „Meistersinger“ als Würdigung der beiden Jahresregenten. Warum diese beiden Werke?
Das ist auch eine Hommage an Mozart. Das sind die kammermusikalischsten Werke der beiden. Der Ensemblegeist ist da wichtig. Und man spürt auch die Verehrung für Mozart. Das sind die Werke, die Salzburg am besten beitragen kann zum Wagner- und Verdi-Jahr. Wir spielen auch „Falstaff“ nicht im Großen Haus, sondern im Haus für Mozart mit acht Ersten Geigen.

Sie wurden zuletzt in Italien als Kandidat für die Intendanz der Scala genannt. Ihr Kommentar?
Mir mir hat niemand darüber gesprochen.

Schließen Sie aus, dass Sie dort Nachfolger von Stéphane Lissner ab 2015 werden?
Wenn mir Salzburg nicht das Signal gibt, dass man mich loswerden will, sehe ich keinen Grund, das zu machen.

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