"Molly’s Game": Poker mit Sprechtempo

Jessica Chastain in Aaron Sorkins Regiedebut "Molly's Game"
Jessica Chastain organisiert Underground-Pokerrunden.

Dass Aaron Sorkin schreiben kann, hat er längst bewiesen. Aus seiner trefflichen Feder stammen akklamierte Fernseh-Serien wie "West Wing" und profilierte Kinofilme wie "The Social Network" und "Steve Jobs".

Und wozu hat man schließlich einen Oscar?

Aber Schreiben ist Sorkin nicht genug. Der geborene New Yorker hat nun auch erstmals Regie geführt und mit der Verfilmung der Autobiografie " Molly’s Game" von Poker-Prinzessin Molly Bloom sein forciertes Sprechtempo mit glänzenden Bildern kombiniert. Als würde sie ihre eigene Geschichte beschleunigen wollen, sprudelt die Titelheldin Molly aus dem Off im Affentempo ihre Lebensbeichte heraus.

Ob sie davon berichtet, wie sie sich nach einem missglückten Ski-Sprung mit gebrochenem Kreuz in den Schnee betonierte oder im Nachthemd einer bewaffneten Truppe des FBI öffnen musste – ihr beschwingter Tonfall lässt keine Langeweile aufkommen: "Wie komme ich mit dem Verlieren klar? – Indem ich gewinne."

Sorkins Film könnte genauso gut ein Hörspiel sein, wurde von Kritikerseite gejammert. Und ja, gut möglich, dass man auch mit geschlossenen Augen Mollys Karriere im Underground-Poker verstehen würde, wo sie für die reichsten und berühmtesten Menschen in Los Angeles (und später in New York) Poker-Partien mit horrenden Spieleinsätzen organisierte. Allerdings würde einem dann der Anblick von Jessica Chastain entgehen.

Eiserne Jungfrau

Als Molly Bloom ("Nein, ich bin nicht nach der Figur in James Joyce’ ,Ulysses’ benannt") schwankt sie im Erscheinungsbild zwischen Edelprostituierter und Eiserner Jungfrau. Nachdem sie ihr erster Arbeitgeber ausboten möchte, macht sich Molly selbstständig, organisiert sich ihre eigenen Poker-Treffen und kommandiert mit abgrundtiefem Dekolleté und Fetisch-Absätzen hochkarätige Männerrunden. Wer sich an Jessica Chastain in hartgesottenen Filmen wie "Zero Dark Thirty" erinnert, weiß, dass sie locker einem Raum voller Männer Paroli bieten kann. Dankenswerterweise stellt ihr Sorkin auch keinen potentiellen Boyfriend zur Seite, sondern den famosen Idris Elba als ihren Anwalt. Die beiden Star-Schauspieler laufen im Sprechduell zu Hochform in bester Screwball-Manier auf und bewerfen sich mit zugespitzten Dialog-Pointen. Auf die bildet sich Aaron Sorkin bekanntlich nicht wenig ein. So gesehen, könnte er auch ruhig in seinem angestammten Metier, dem Drehbuchschreiben, bleiben.

INFO: CHN/ USA/CAN 2018. 140 Min. Von Aaron Sorkin. Mit Jessica Chastain, Kevin Costner.

KURIER-Wertung:

Was kann man tun, um die Welt zu retten? Reicht es, wenn man Fair-Trade-Kaffee trinkt? Produkte mit Nachhaltigkeitssiegel kauft?

Die Antwort ist ein klares Nein. Warum dem so ist, erklärt uns Werner Boote, Spezialist für heiter bis wolkige Aufklärungsdokus wie "Plastic Planet" oder "Population Boom", indem er sich die grüne Nachhaltigkeitslüge von Großkonzernen vorknöpft.

Boote selbst inszeniert sich zentral (und, wie üblich, nicht gerade uneitel) als Otto Normalverbraucher mit Anflug von Umweltbewusstsein. Er stellt (sehr) naive Fragen ("Was? Pizzaburger ist nicht nachhaltig?") und bekommt erschreckende Antworten. Für die harten Wahrheiten über die Konzernlügen ist die deutsche Konsumkritikerin Kathrin Hartmann zuständig. Sie bereist mit dem gemütlichen Boote die Schadstellen globaler Wirtschaftszonen und übernimmt die Rolle der Spaßbremse. Nein, der Tesla ist nicht der Retter der Zukunft, nur weil er elektrisch betrieben wird; "nachhaltige" Palmölherstellung gibt es nicht; ausgelaufenes Erdöl wurde nicht entsorgt, sondern auf dem Meeresboden versenkt.

Bootes flotte, didaktische und absolut massentaugliche Doku ist unterhaltsam und erschütternd zugleich, zumal dann, wenn Umweltaktivisten wie der Indonesier Feri Irawan lustige Kommentare mit tödlichem Ernst vom Tisch wischen. Wenn er Süßigkeiten mit Palmöl sehe, könnte er kotzen, sagt Irawan, nachdem ihm Boote jovial welche angeboten hat: Sie bedeuten Brandrodung, Billigarbeitskraft und Ausbeutung.

Diese Seriositäten grundieren die connaisseurhafte Haltung des weltenbummelnden Regisseurs, der die Anliegen von Aktivisten pflückt, ohne sich deren Drecksarbeit aussetzen zu müssen: "Gründen Sie doch eine Bewegung", sagt Noam Chomsky zu ihm. "Vielleicht sollte ich lieber einen Film darüber machen", gibt WernerBoote zurück – und muss lachen.

INFO: Ö 2018. 93 Min. Von und mit Werner Boote und Kathrin Hartmann. Mit Noam Chomsky.

KURIER-Wertung:

"Molly’s Game": Poker mit Sprechtempo
Werner Boote und Kathrin Hartmann in "The Green Lie"

Was kann man tun, um die Welt zu retten? Reicht es, wenn man Fair-Trade-Kaffee trinkt? Produkte mit Nachhaltigkeitssiegel kauft?

Die Antwort ist ein klares Nein. Warum dem so ist, erklärt uns Werner Boote, Spezialist für heiter bis wolkige Aufklärungsdokus wie "Plastic Planet" oder "Population Boom", indem er sich die grüne Nachhaltigkeitslüge von Großkonzernen vorknöpft.

Boote selbst inszeniert sich zentral (und, wie üblich, nicht gerade uneitel) als Otto Normalverbraucher mit Anflug von Umweltbewusstsein. Er stellt (sehr) naive Fragen ("Was? Pizzaburger ist nicht nachhaltig?") und bekommt erschreckende Antworten. Für die harten Wahrheiten über die Konzernlügen ist die deutsche Konsumkritikerin Kathrin Hartmann zuständig. Sie bereist mit dem gemütlichen Boote die Schadstellen globaler Wirtschaftszonen und übernimmt die Rolle der Spaßbremse. Nein, der Tesla ist nicht der Retter der Zukunft, nur weil er elektrisch betrieben wird; "nachhaltige" Palmölherstellung gibt es nicht; ausgelaufenes Erdöl wurde nicht entsorgt, sondern auf dem Meeresboden versenkt.

Bootes flotte, didaktische und absolut massentaugliche Doku ist unterhaltsam und erschütternd zugleich, zumal dann, wenn Umweltaktivisten wie der Indonesier Feri Irawan lustige Kommentare mit tödlichem Ernst vom Tisch wischen. Wenn er Süßigkeiten mit Palmöl sehe, könnte er kotzen, sagt Irawan, nachdem ihm Boote jovial welche angeboten hat: Sie bedeuten Brandrodung, Billigarbeitskraft und Ausbeutung.

Diese Seriositäten grundieren die connaisseurhafte Haltung des weltenbummelnden Regisseurs, der die Anliegen von Aktivisten pflückt, ohne sich deren Drecksarbeit aussetzen zu müssen: "Gründen Sie doch eine Bewegung", sagt Noam Chomsky zu ihm. "Vielleicht sollte ich lieber einen Film darüber machen", gibt WernerBoote zurück – und muss lachen.

INFO: Ö 2018. 93 Min. Von und mit Werner Boote und Kathrin Hartmann. Mit Noam Chomsky.

KURIER-Wertung:

"Molly’s Game": Poker mit Sprechtempo
Werner Boote und Kathrin Hartmann in "The Green Lie"

"Sie waren nur zwölf Mann und forderten eine ganze Armee heraus." Diese Schlagzeile auf dem Filmposter klingt nach Neuauflage des Antikriegsfilms "Das dreckige Dutzend" (1967), wo Schwerverbrecher im Zweiten Weltkrieg Nazi-Besatzer außer Gefecht setzen sollten.

Im Gegensatz zu diesem "dreckigen" Dutzend tragen die zwölf Männer in"Operation: 12 Strong" blitzsaubere Westen. Sie alle sind biedere Ehemänner, die in Afghanistan in den Krieg ziehen, weil Pflicht und Vaterland rufen – allen voran der fesche Mitch Nelson (Chris Hemsworth).

Ohne zu zögern reißt er sich von seiner Familie los, als am 11. September 2001 das World Trade Center nach einem Terroranschlag in sich zusammensackt. Mit elf Gleichgesinnten soll er eine geheime US-Mission gegen die Al-Qaida leiten.

So unglaublich es klingt: Der an militärischen Wahnsinn grenzende Einsatz in der steinigen Bergwüste beruht auf Tatsachen, aufgeschrieben von einem der Teilnehmer unter dem Titel "Horse Soldiers". So genannt, weil sie die Bergpässe nur mit Pferden überwinden konnten. Die Statue eines berittenen Soldaten als Teil des 9/11 Memorials in New York soll an die Männer erinnern.

Um deren Heldentum nicht zu schmälern, vermeidet der Film jeglichen Hinweis darauf, dass Afghanistan nach wie vor unter den Folgen des US-Anti-Terror- Feldzuges leidet. Auch die Verbindungen zwischen den USA und den Taliban während des Stellvertreterkrieges gegen die UdSSR werden verschwiegen. Wer sich also eine historisch genaue Abhandlung erhofft, braucht diesen Film erst gar nicht zu sehen. Die Kampfsequenzen bieten allerdings gekonnt inszenierte Schauwerte, bei dem gewaltige Explosionen den Kinosaal erzittern lassen.

Text: Gabriele Flossmann

INFO: USA 2018. 130 Min. Von Nicolai Fuglsig. Mit Chris Hemsworth, Michael Shannon.

KURIER-Wertung:

"Molly’s Game": Poker mit Sprechtempo
Chris Hemsworth (re.) in "Operation: 12 Strong"

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